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Am 2 l . Dezember. 113
denen zu glauben, die ihn gesehen haben, die selbst seine Hände und
Füße anfühlten, ja sogar den Finger in die Wundmale der Nägel,
und die Hand in die Seitewunde legten; die dicß ihr ganzes Leben
hindurch vor aller Welt bezeugten, obwohl sie auf Erde nichts da:
von hatten, als die schrecklichsten Verfolgungen und den grausam:
sten Tod, die also gewiß Glauben verdienen. Und dieser Glaube,
wenn er anders lebendig ist, macht uns auf Erden schon so selig,
als es Thomas war, da er dem Auferstandenen in sein verklärtes
Angesicht blickte. Ja, wir erblicken dann mit ihm in Jesus unsern
Herrn und Gott! Der heilige Gregor der Große sagt sehr schön
und richtig: „Der Unglaube des Thomas ist uns zum Glauben
zuträglicher gewesen, als der Glaube der gläubigen Jünger!"
Der gute Christ ist nicht ungläubig, wie Thomas; aber auch
nicht leichtgläubig, wie die verstandlosen Kinder. Mit Glauben und
demüthiger Unterweisung nimmt er alle Lehren und Wahrheiten un:
serer heiligen Religion an, wcnn sie auch geheimnißvoll sind, weil
sie von Jesus gelehrt, und durch unzählige Wunderwerke und Weis:
sagungen bekräftiget, von den Aposteln bezeugt, und von der Kirche
Jesu bestättigct sind; daraus folgt aber nicht, daß er leichtgläubig
jede sonderbare Erzählung, alle Geister: und Gespenster: Geschichten,
welche von abergläubigcn Menschen, oder in albernen Büchern er:
zählt werden, als wahr annehmen soll.
War Thomas einmal überzeugt, so blieb er seiner Ueberzeugung
getreu, und handelte darnach. Er war überzeugt von der Gottheit
Christi und von der Wahrheit seiner Auferstehung. Er verkündigte
nun die trostreichen Wahrheiten auch Andern, und war bis zu sei?
nem Tode mit der größten Anstrengung bemüht, durch dieselben un:
zählige Menschen zu beglücken. Als die Apostel nach der Sendung
des heiligen Geistes sich in verschiedene Gegenden der Welt vertheil:
ten, um nach dem Auftrage des Heilandes das Evangelium zu pre:
digen, so ging Thomas zu den Medern, Persern, Karamaniern, Hir:
kanicrn, Baktrianiern und verkündete unter namenlosen Beschwerden
und Leiden diesen wilden, dem heidnischen Götzendienste ergebenen
Völkern die erfreuliche Bothschaft des Heils. Es wird auch erzählt,
daß dieser Apostel vor allen Andern viele sogenannte Weltweise, Phi-
losophen, für Jesus Christus gewonnen haben soll, und daß also
gerade der, dessen Glaube selbst so tief erschüttert worden ist, ganz
vorzüglich ausgerüstet gewesen zu seyn scheint, den Aberglauben und
die blendende Weltwcisheit dieser stolzen Philosophen des Morgen:
landes zu bekämpfen.
Nach der wahrscheinlichsten Meinung ist dcr heilige Thomas in
einem Aufstande, den die Götzenpriester gegen ihn erregt hatten,
durch Lanzenstiche gctödtet worden. Mehrere glauben, daß dieseü in
Erster Band. 8
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen