Seite - 132 - in Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres - Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
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132 Der erste heil. Märtyrer C
schen an, daß sie bezeugen, und öffentlich in der Stadt ausstreuen
sollten: sie hätten den Diakon Stephanus verächtlich und lästernd
von Moses und selbst von dem Gott Israels reden gehört. Auf
diese Weise brachten sie das Volk, die Aeltesten und Schriftgelehrten
gegen ihn in Aufruhr, überfielen ihn, rissen ihn mit sich fort, und
führten ihn vor den hohen Rath. Da traten falsche Zeuqen vor,
und bezeugten nun: „Dieser Mensch da hört nicht auf. Lästern?orte
gegen den Tempel und gegen das Gesetz auszustoßcn; denn wir
hörten ihn sagen: Jesus von Nazarcth werde das jüdische Heiligthum
zerstören, und statt der Gebrauche, die durch den Moses angeordnet
worden sind, andere einführen." Alle, die im Rathe saßen, sahen
mit unverwandten Augen auf den Stephanus, der in himmlischer
Würde und Erhabenheit da stand; sein Angesicht glänzte von Heiter-
keit und Freundlichkeit, gleich dem Angcsichte eines Engels. Der hohe
Priester stand nun auf, und fragte, ob die Anklage wahr sey?
Stephanus antwortete: „Liebe Väter und Brüder, höret mich an!'-
Nun durchging er die ganze heilige Geschichte; zeigte dadurch seine
Ehrfurcht gegen Gott und Moses, gegen den Tempel und gegen das
Gesetz; zeigte aber zugleich auch, daß gerade diese Ehrfurcht den
Israeliten zu jeder Zeit gefehlt habe. Er beschloß daher seine nach:
drückliche Rede mit den Worten: „ Ihr Halsstarrigen und Unbeschnitte-
nen an Herz und Ohren! Ihr widersetzet euch doch immer dem hei-
ligen Geiste. Wie euere Vater es gemacht haben, so macht es
auch ihr. Welchen aus den Propheten haben sie nicht verfolgt?
Sie tödteten diejenigen, welche die Ankunft des Gerechten (des Mes-
sias) vorher verkündigten, und ihr habt ihn selbst (den Messias)
verrathen und gemordet. Ihr habt das Gesetz durch die Hände der
Engel empfangen, aber es nie gehalten!"
Ueber diese Rede geriethcn die falschen Ankläger, und ihre An-
stifter, sowie alle andere Anwesenden in die größte Wuth, und knirrsch:
ten mit den Zähnen. Allein Stephanus blieb mitten unter der wü-
thenden Schaar ruhig, erhob mit der heitern Miene der Unschuld
seine Augen zum Himmel, sah die Herrlichkeit Gottes, und Jesum
zur Rechten Gottes stehen, und rief voll Entzücken: „Sehet! ich sehe
den Himmel offen, und den Menschensohn, den ihr gekreuziget habt,
zur Rechten Gottes stehen." Bei diesen Worten erhob der ganze
Haufe ein wildes Geschrei. Ohne weiteres Verhör, ohne Sammlung
der Stimmen oder förmliche Verurtheilung, stürmten sie sämmtlich
auf ihn los, und rissen ihn im Gedränge mit sich fort zur Stadt
hinaus, wo er gesteiniget werden sollte. Die Zeugen, welche nach
der jüdischen Gewohnheit den ersten Stein auf ihn werfen mußten,
legten ihre Oberkleider ab, um ihr grausames Werk mit mehr
druck auszuführen, und übergaben sie einem Jünglinge zur
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen