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Am 23. September. t4ss
Sie war die Tochter eines ansehnlichen Bürgers zu
der Hauptstadt in Lykaonien, einer Provinz Kleinasiens, im Heidcn-
thumc geboren und erzogen, und frühe schon einem sehr reichen und
ansehnlichen Jüngling, Thamyrus mit Namen, zur Ehe versprochen.
Als der Apostel Paulus von Antiochien in Pisidicn vertrieben wurde,
kam er nach Ikonium, und verkündete auch das Christenthum. Das
in welchem Thekla wohnte, stand demjenigen, in dem sich
aufhielt, gerade gegenüber, so, daß nur die Straffe zwi-
schen beiden lag. Thekla hörte die Lehrvorträge, die Paulus in
seiner Wohnung hielt. Gott öffnete ihr Herz, und die Wahrheiten
des Christenthums drangen tief in dasselbe ein. Sie wollte den
Paulus nun nicht mehr in der Ferne von Wohnung zu Wohnung,
sondern in der Nähe hören. Um aus der mütterlichen Wohnung
ungehindert herausgehen, und zu Paulus kommen zu können, gab
sie dem Pförtner des Hauses ihre kostbaren Ohrgehänge. Sie wurde
nun von Paulus zum Christenthume bekehrt, und gctauft.
Kaum hatte sie in Jesus Christus ihr Heil gefunden, so opferte
sie ihm, nach dem Zeugnisse der heiligen Väter, ihre Reinigkeit und
Unschuld, und entsagte der Verbindung mit dem heidnischen Bräu«
tigam Thamyrus. Darüber wurde sowohl dieser, als auch ihre
Mutter auf's höchste erbittert; allein keine Drohung und keine Miß-
handlung war im Stande, ihren gefaßten C'nrschluß abzuändern,
und sie vom Christenthume wieder abwendig zu machen. Als Paulus
genöthigt wurde, Ikonium zu verlassen, so entfloh Thekla heimlich
aus dem Hause ihrer Mutter, in der Absicht, dem heiligen Apostel
nachzufolgen. Sie wurde aber auf dem Wege ergriffen, und in die
Stadt zurückgebracht, und mit der größten Erbitterung von der eig«
nen Mutter und von Thamyrus vor Gericht angeklagt. Die Geschichte
sagt, daß selbst die Aeltern, im Uebermaße des Zorns, alle älter-
lichen Gefühle aus ihren Herzen verbannend, mit Ungestüm den
gewaltsamen Tod ihrer Tochter von dem Richter gefordert haben.
Dieser ließ nichts unversucht, die Angeklagte zur Vcrlaffung des
Christenthums, und zur ehelichen Verbindung mit Thamyrus zu
bewegen; allein vergeblich war jeder Versuch, sie ihrem göttlichen
Bräutigam Jesus Christus, dem sie sich geopfert hatte, zu entreissen.
Darüber sehr erzürnt, befahl der Richter, daß sie verbrannt werden
solle. Mit unerschrockenem Muthe, gestärkt mit himmlischer Stärke,
ging sie dem Marktplatze zu. Der Anblick des hochausiodcrnden Feuers
erschreckte sie nicht; mit heiterm Angesichtc, und einem vertrauensvollen
Blicke zum Himmel, durch den sie sich dem göttlichen Heilande empfahl,
ging sie in die Flamme. Aber wie erstaunt standen die heidnischen
Zuschauer da, als sie, wie einst die drei Knaben im Fcucrofen, vom
Feuer nicht ergriffen wurde, sondern in demselben ganz unverletzt blieb'.
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen