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Die Wuth des heidnischen Pöbels war durch den Tod der hei-
ligen Märtyrer noch nicht gesättigt; selbst gegen die Leichname der-
selben rasete sie noch fort. Die Leichname derjenigen, welche durch
die Schrecken des Gefängnisses gestorben waren, wurden den Hunden
vorgeworfen, und Tag und Nacht verwacht, damit sie nicht etwa
von den Christen, welche im Verborgenen noch frei waren, heimlicher-
weise weggenommen und begraben würden. Auch die Leichen derer,
welche aus dem öffentlichen Marktplatze getödtet wurden, so viel
nämlich die wilden Thiere von denselben übrig gelassen hatten, und
von dem Feuer verschont blieb, sowie die zerstreut herumliegenden
einzelnen Glieder wurden gesammelt, und durch mehrere Tage von
Soldaten verwacht.' Viele knirschten über den Anblick derselben, vor
Wuth noch brennend, mit den Zähnen; Andere priesen ihre falschen
Götter, welchen sie diese, an den Christen genommene Rache zuschrie-
ben. Einige, deren Raserei nicht ganz so groß, als die der Andern
war, fragten mit einigem Mitleide: „Wo ist der Christen Gott?
Was nützte den Christen das Bekenntniß desselben, über welches sie
ihr Leben verloren haben?"
Die noch übrigen Christen waren sehr betrübt darüber, daß sie
die Uebcrbleibsel der heiligen Märtyrer nicht anständig beerdigen
konnten. Vergebens suchten sie durch Bitten und durch Geschenke
die Soldaten zu bewegen, ihnen dieselben zu überlassen. Nachdem
die Leichname durch sechs Tage dem öffentlichen Gespötte ausgesetzt,
und verwacht waren, wurden sie endlich verbrannt, und die Asche
in die Rhone geworfen. Dadurch wollten die Heiden die Hoffnung
der Auferstehung bei den Christen vernichten. Sie sagten: „ Im
Vertrauen auf die Auferstehung führen die Christen eine fremde und
neue Religion ein, verachten die größten Martern, und gehen freudig
zum Tode. Wir wollen jetzt sehen, ob diese (deren Asche sogar durch
den Fluß von der Erde weggenommen ist) wieder auferstehen wer-
den, oder ob ihr Gott sie dem Verderben unserer Hände entreißen
könne!" Die Hoffnung der Auferstehung ist der größte Trost des
leidenden Christen! Die Zahl aller in dieser Verfolgung zu Lyon
und Vienne getödteten Märtyrer wird auf 48 angegeben. Diese
Anzahl mag aber nur von denjenigen gelten, deren Namen aufge-
zählt wurden, da überdieß sehr viele Andere im Gefängnisse gestorben,
oder außer dem öffentlichen Gerichtäplatze durch die Wuth des Volkes
und der Soldaten getödtet worden sind, deren Namen einzig im
Buche des Lebens im Himmel aufgeschrieben sind.
Sister Band, 16
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen