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Schmeichelei einen gefälligen Urthcilsspruch erzwecken wollen. Wenn
schon das gefährlich ist, daß man nicht täglich der Vollkommenheit
seines Geistes etwas zusetze: wie viel gefährlicher ist es denjenigen,
der von seinem Heile weicht, an Klippen mit Gefahr des jämmer-
lichsten Schiffbruches hinzuwerfen?" Auf das wiederholte Zureden
des Richters sprach der standhafte Jüngling weiter: »Der Richter
entehret seinen Richtcrstuhl, welcher unter dem Deckmantel der Ge-
setze öffentlich zum Mörder wird, indem er seiner Seele den Tod des
ewigen Verderbens zuzieht, und sich dem Fluche fortwährender Schande
Preis gibt. Sollen wir nicht das Leben, welches wir Christo ohne-
hin schuldig sind, gerne dahin geben? Zu spät würden wir es be-
reuen, wenn wir uns durch den Anblick des Richters schrecken ließen.
Eucre Geschenke, die ihr mit trügerischen Reizen anbietet, werden
für leichtgläubige Gemüther tödtcndcs Gift. Wir besitzen in Jesus
Christus beständige Reichthümer, welche nicht altern, und durch die
Länge der Zeit nicht zerstört werden. Eucre Begicrlichkeit, wcnn sie
auch alles erlangt, was sie begehrt, besitzt doch nichts, weil sie nach
verderblichen Gütern haschet, und sich durch die Lust eines unseligen
Gewinns täuschen läßt. Uns kann die Vergänglichkeit und die mensch-
liche Hinfälligkeit nichts entreißen. Euere Freuden vergehen, gleich
dem Glase, welches an der Hitze zerplatzt. Was immer ein Ende
nehmen kann, unterliegt dem Zufalle, weil es dem zerstörenden Laufe
der Zeit unterworfen ist. Unser Gott allein besitzt eine Glückseligkeit,
welche nie angefangen hat, und durch alle Jahrhunderte nicht auf-
hören wird." Hierauf sprach der Richter: „Symphorian! Ich habe
dich schon zu viel und zu lange von der Größe eines Christus, den
ich nicht kenne, sprechen laffen. Wenn du der Mutter der Götter
nicht opfern wirst, so werde ich dich mit allen möglichen Martern
peinigen und todten lassen." Symphorian erwiederte: „Ich fürchte
den allmächtigen Gott, der mich erschaffen hat, und Ihm allein diene
ich. Du hast meinen Leib auf kurze Zeit, aber nicht meine Seele
in deiner Gewalt." Und nun stellte er mit großem Nachdrucke dem
Richter den Ursprung und die Nichtigkeit der Götzen und des Götzen-
dienstes vor. Darüber wurde aber düeser so aufgebracht, daß er das
Urtheil aussprach: „Symphorian soll als ein Lästerer der Götter,
als ein Empörer gegen die Gesetze, und als ein Entchrcr der Altäre
mit dem Schwerte hingerichtet werden."
Sogleich wurde der heilige Märtyrer zur Schlachtbank außer
die Stadt hinausgeführt. Seine ehrwürdige Mutter stand auf der
Stadtmauer, und bekräftigte ihren Sohn mit dem Zurufe: „Sohn!
mein Sohn Symphorian! behalte den lebendigen Gott in deinem
Sohn! ermanne dich zur Standhaftigkeit! Wir dürfen den
nicht fürchten, der uns gewiß zum Leben führt Richte deinen
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen