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Am 4. Dezember. 293
und nur nach dem trachte, was himmlisch und eben deßwegen un:
vergänglich sey. Mit entschlossener Standhaftigkeit legte sie laut das
Bekenntniß Jesu Christi ab, und sprach zu dem Richter, der sie den
Götzen zu opfern aufforderte: „Ich opfere nur meinem Herrn Je:
sus Christus, welcher Himmel und Erde, und Alles, was darin ist,
erschaffen hat. Nun veränderte sich die schmeichelnde Güte des Rich-
ters in rachevolle Erbitterung. Er ließ die Marterwerkzeuge herbei-
bringen, in der Erwartung, daß schon der bloße Anblick derselben
die christliche Bekennerin erschrecken werde. Als er sich aber in dieser
Hoffnung getäuscht sah, ließ er sie entkleiden, mit Ochsenschn^n^is
zur schrecklichsten Verwundung am ganzen Körper schlagen, und die
Wunden mit scharfen Scherben reiben, damit der Schmerz noch größer
werde. Barbara blieb ungeachtet dieser unmenschlichen Mißhandlung -
standhaft auf dem heiligen Bekenntnisse. Der Richter ließ sie deß:
wegen in's Gefängniß führen, in welchem sie so lange bleiben sollte,
bis er überlegt haben würde, welche noch grausamere Martern an
ihr vollzogen werden könnten. Im Gefängnisse vergaß die standhafte
Dulderin die Schmerzen, und beschäftigte sich in ihrem Geiste ganz
mit dem Genusse der himmlischen Seligkeit, deren sie durch den
Martcrtod bald theilhaftig zu werden hoffte. Gott ließ ihr zur
Tröstung, und um sie zum bevorstehenden Kampfe zu stärken, ein
entzückendes Vorgefühl dieser Seligkeit werden. Das dunkle Gesang:
niß wurde von einem himmlischen Lichte erleuchtet,, und vor ihrem
entzückten Geiste stand Jesus Christus, der sie aufmunterte zum
standhaften Ausharren im Kampfe mit der Verheißung der Krone
des ewigen Lebens. Nachdem das himmlische Gesicht verschwunden
war, fühlte sie sich befreit von den körperlichen Schmerzen, und ganz
geheilt von allen Wunden.
Des andern Tages wurde sie dem Richter wieder vorgeführt.
Dieser erstaunte, sie ganz unverletzt vor sich zu sehen. Er schrieb
die wunderbare Heilung den Göttern zu, und sagte zu Barbara,
daß auch sie solche als eine Wohlthat der Götter anerkennen, ihnen
danken, und sich wider ihrem Dienste und ihrer Verehrung widmen
solle. Sie erwiederte: „Deine Götter sind, wie du, stumm und
blind, und ganz gefühllos. Die, welche den Blinden das Gesicht,
den Lahmen das Vermögen zu g«hen, und den Stummen -die Spra:
che zu geben nicht vermögen, können auch nicht Kranke heilen, und
nicht Todte in's Leben erwecken. Der dieses kann, ist Jesus Chri:
stus, der Sohn des lebendigen Gottes. Dieser ist's, der mich gc:
heilet hat, den du aber in deinem irdischen Sinne, mit deinem ver:
blendeten Gemüthe nicht erkennen kannst, und zu erkennen auch nicht
würdig bist/-'
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen