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Am 3. Oktober. 353
in welchem Einer von ihnen besondere Drangsale erlitten, ein Land-
gut, die Einöde, ein Schiff, eine .Herberge, ein Kerker, ist eine
Stätte gottesdienstlichcr Feier geworden."
Nachdem der Kaiser Valcrian in die Gefangenschaft der Perser
gerathen war, hörte die Verfolgung der Christen auf. Dionysius
kehrte nach Alerandrien wieder zurück. Statt der so sehnlich gc-
wünschten Ruhe traf ihn aber hier neuer Jammer, welchen ein
wüthender Wolksaufruhr, harte Hungersnoth und eine verheerende
Pest verursachte, und diese große und volkreiche Stadt zum Schau-
platze des größten Elendes machte. Es entstand ein bürgerlicher
Krieg unter den Einwohnern selbst, welche mit solcher Wuth auf
einander losgingen, daß die öffentlichen Plätze mit Leichen bedeckt
waren, und daß man, wie Dionysius selbst bezeuget, sicherer von
Ost nach West, und von Süd nach Nord hätte gehen können, als
von einem Viertel der Stadt zum andern. Es war den Gläubigen
bereits unmöglich, zusammen zu kommen. Dionysius war genöthiget,
seinen vertrautesten Freunden, die in der Stadt wohnten, schriftlich
mitzutheilen, was er ihnen mittheilen wollte, und oft war es ihm
schwer, bisweilen ganz unmöglich, geheime Wege oder sichere Boten
zu finden, durch die er dieses thun konnte. Die Menge der unbe:
erdigten Leichen steckte die Lust an. Dadurch entstand eine Pest, die
so fürchterlich hausete, daß die ganze Stadt mit Heulen und Jam-
mern erfüllt, und bereits kein Haus zu finden war, in dem man
nicht Sterbende und Todte sah. Durch eine harte H
wurde das allgemeine Elend vermehrt.
Die Christen sahen das Uebel als eine Züchtigung ihrer
den und als ein Versöhnungsmittel mit Gott an; die Heiden aber,
welche ihre Hoffnung nicht über das gegenwärtige Leben hinaussetzten,
gcriethen in Angst und Verzweiflung. Die Pest, welche die fürchten
lichste Verwüstung anrichtete, machte sie furchtsam, unmenschlich und
grausam. Sobald sie an ihren Verwandten auch nur die geringsten
Anfälle der tödtenden Seuche bemerkten, wurden sie verstoßen, und
gleich den ärgsten Feinden geflohen. Sie wurden halb todt auf die
Gaffen geworfen, und man ließ sie daselbst unter vielen unbegrabenen
Leichen den Geist aushauchen. Ganz anders benahmen sich die Chri-
sten, und zeigten dadurch den hohen Vorzug ihrer heiligen Religion.
Der größte Theil der Gläubigen vergaß sich selbst, um seinen Brü-
dern beizuspringen. Sie besuchten herzhaft die mit der Pest Ange-
steckten, und verschafften ihnen alle mögliche geistliche und leibliche
Hilfe. Viele Priester und weltliche Personen widmeten sich der
Krankenpflege, schloffen den Sterbenden den Mund und die Augen, und
trugen die entseelten Körper auf ihren Schultern zu dem Orte des
Begräbnisses, nicht achtend die augenscheinlichste Gefahr ihres eigenen
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Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen