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Am 18. August. 287
stantin bewies gegen seine Mutter immer kindliche Liebe, und die
zärtlichste Verehrung. Nachdem er sich entschlossen hatte, den Gott
der Christen zu verehren, der ihm die Erscheinung des Kreuzes,
durch welches er seine Feinde besiegte, gesandt hatte, war sie an sei:
nem Hoflager eine der ersten, die er dem heiligen Glauben zuführte.
Won da bis zu ihrem Tode zeigte sie sich als eine eifrige Verehre«
rin des Messias. Heilige, zarte Liebe erfüllte ihr Herz gegen Gott
und gegen alle Menschen. Thätiger Eifer für die Ehre Jesu er-
füllte ihre ganze Seele. Constantin hatte ihr kaiserlichen Titel und
Rang ertheilt. Diese höhere Würde verschaffte ihr auch größcrn
Einfluß, welchen sie einzig zur Beförderung der heiligen Religion
benutzte. Voll hoher Erkenntniß, und demüthig, wie ein Kind,
wandelte sie zum Segen für viele Tausende, als ein Licht, welches
seine wohlthätigen Strahlen nicht allein an ihrem Hoflager, son-
dern auch anderwärts weit umher verbreitete. Wir dürfen glauben,
daß sie nicht selten das zu schnell und zu heftig auflodernde Feuer
ihres kaiserlichen Sohnes durch besänftigende Muttcrworte gemildert,
manchen segensvollen Schritt, und manche wohlthätige Verfügung
zum Wachsthume und zum Glänze der Kirche Jesu Christi veran-
laßt habe. Ein Vorfall im kaiserlichen Palaste verursachte der He-
lena großes Betrübniß, offenbarte aber auch ihre christliche Frei-
müthigkeit, mit welcher sie ihre heiligen Mutterrechte ausübte, indem
sie dem Sohne verdiente Vorwürfe machte über eine That, die er
in rascher Ucbercilung gethan hatte. Constantin hatte mit seiner
Gemahlin, Minervina, einen Sohn erzeugt, welcher Chrispus hieß.
Mit glücklichen Anlagen geboren, sorgfältig von dem berühmten Lac-
tantius unterrichtet und gebildet, hatte dieser schon vielen Ruhm er-
worben als Feldherr wider die Franken, und als Befehlshaber der
Flotte, mit welcher er die feindliche des Licinius zerstörte. Er war
jetzt 28 Jahre alt. Geliebt und liebenswürdig zog er Aller Augen
auf sich. Von ihm hoffte man die Dauer der öffentlichen Wohl-
fahrt. Von seiner zweiten Frau, Fausta, hatte Constantin drei
Söhne, den Constantius, Constantinus und Constans, die zehn, neun,
und sechs Jahre alt waren. Fausta, eine Kaiserstochtcr, sah mit
scheelem Blicke auf den Stiefsohn, dessen Mutter geringen Herkom-
mens, der aber der älteste Sohn ihres Gemahls, und beim Volke und
beim Kriegsheere sehr beliebt war. Es gelang ihr, ihn beim Vater
zu verleumden. Sie beschuldigte ihn blutschänderischer Anträge, und
auch, wie einige Geschichtschreiber angeben, des Strebens nach der
höchsten Gewalt. Constantin ließ sich durch die arge Verleumdung
bcthörcn. Er glaubte der Angabe des bösen Weibes, verbannte sei-
nen Sohn nach Pola, in Istricn, und ließ ihn bald nachher todten,
Einige sagen durch Gift, Andere mit dem Schwerte. Fast zu glen
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen