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Am 2. Dezember. 827
wältigen auf sich zog. Nach dem Tode des Erzbischofs Johannes
zu Ravenna, wurde er zum Oberhirten dieser Kirche bestellt. Auf
welche Weise dieses geschehen sey, ist in der Lebensbeschreibung des
heiligen Sirius schon erzählt worden. Im Gefühle tiefster Demuth
hielt er sich unwürdig des heiligen Amtes, warf sich dem Papste zu
Füßen, und bat unter vielen Thränen, daß derselbe die Bürde auf
einen Stärkern und Würdigern legen wolle. Da er aber überzeugt
ward, daß es Gottes Ruf sey, glaubte er länger nicht widerstreben
zu dürfen. Bevor er Rom verließ, besuchte er die Grabstätten der
heiligen Apostel Petrus und Paulus, und anderer heiligen Märty-
rer, um durch das Andenken an ihren Glaubenskampf seinen Eifer
zu entstammen, und durch ihre Fürbitte von Gott Erleuchtung und
Kraft zur treuen Verwaltung des bischöflichen Amtes zu erflehen.
Von Rom begab er sich mit dem Bischöfe Cornelius, begleitet von
Abgeordneten aus Ravenna, zuerst nach Imola, brachte da seine
Sachen in Ordnung, nahm rührenden Abschied, begab sich noch zum
Grabe t^s heiligen Casfianus, wo er unter häufigen Thränen durch
die Fürbitte des heiligen Märtyrers zu Gott um Beistand stehle,
und trat darauf die Reise zu seiner Kirche nach Ravenna an. Da
ward er von dem Kaiser Valentinian und dessen Mutter Galla Pla-
cidia, sowie von den Gläubigen mit großer Sehnsucht erwartet, und
von ihnen sehr ehrenvoll empfangen um das Jahr 433. Bei seiner
Ankunft erinnerte er seine neue Heerde, daß, gleichwie er in Ueber-
nahme des heiligen Amtes dem göttlichen Willen sich unterwerfe,
auch sie ihn, als von Gott gesetzten Hirten anerkennen, und das
Gesetz des Herrn zu befolgen sich beeifern sollen. Sonntags darauf
empfing er, im Beiseyn des kaiserlichen Hofes, und einer unzähligen
Menge Volkes, wie man glaubt, vom Bischöfe Cornelius, die heilige
Weihe, und die feierliche Einsetzung in das erzbischöstiche Amt der
Kirche zu Ravcnna, welche damals, nach der zu Rom, im Abend-
lande den ersten Rang hatte.
Der Eigendünkel mehrerer Christen hatte eine verschiedene, von
den Satzungen der Kirche abweichende Weise in Beobachtung der
vierzigtägigen Fasten zu Ravenna eingeführt, wobei die Hauptsache,
die Vervollkommnung des Geistes, ganz außer Acht gelassen wurde.
Diesen Mißbrauch hob der eifrige Erzbischof auf, indem er seine
Gläubigen zur gleichförmigen Beobachtung der kirchlichen Vorschrift
ten zurückführte. Iemehr um diese Zeit die Kirche Jesu Christi be-
unruhiget war, durch die immer noch fortwährenden Ketzereien der
Ariancr, der Pelagianer, der Nestorianer und anderer Irrlehrer; je
heftiger das ganze Abendland erschüttert ward durch innere Unruhen,
und durch die kriegerischen Einfälle barbarischer Wölker, welche der
Reinigkeit der Lehre nicht weniger, als der Reinigkeit der Sitten die
Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes, Band 1
- Titel
- Legenden der Heiligen auf alle Tage des Jahres
- Untertitel
- Die Herrlichkeit der katholischen Kirche, dargestellt in den Lebensbeschriebungen der Heiligen Gottes
- Band
- 1
- Autor
- Anton Mätzler
- Verlag
- Landshut Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 1840
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 9.8 x 16.9 cm
- Seiten
- 900
- Schlagwörter
- Kirche, Gott, Glaube, Religion
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen