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2 EinfĂĽhrung
kehrt Lernet-Holenia in diesen Jahren mit Exponenten des Kulturlebens
seinerZeit, darunterLeoPerutz,CarlZuckmayer–derebenfalls imSalz-
burgischen, inHenndorf, lebt –undderSchauspielerEmil Jannings,44
der auf der St.Wolfgang gegenüberliegenden Halbinsel ein weitläufiges
Anwesenbewohnt.
DasRegime,das imbenachbartenDeutschlandseit1933anderMacht
ist, istaufden–nachseinenBegriffen„dekadenten“–Autoraufmerksam
geworden und hat seinen Roman Jo und der Herr zu Pferde45 am 1. Mai
1933aufdieerste „SchwarzeListe (SchöneLiteratur)“gesetzt,welche
die Grundlage fĂĽr die BĂĽcherverbrennungen am 10. Mai 1933 bildete.46
1935ergehtvomKulturpolitischenArchivderNS-Kulturgemeindeein
Schreiben an die Filmkontingentstelle, das fĂĽr den weiteren Verlauf von
Lernet-Holenias Biografie von groĂźer Bedeutung ist: Sein Werk wird
darinals „fürnationalsozialistischesPublikumuntragbar“qualifiziert47 –
jamangehtsogarsoweit, seinePersönlichkeit „aufGrundihrergeistigen
44 Zu Jannings, dem späteren „Gottbegnadeten“ und „Reichskultursenator“ des NS-
Regimes, sieheS.238f.,Anm.zuEmil.
45 Berlin:GustavKiepenheuerVerlag1933.
46 Kathrin Opitz/Katrin Sohns: Bücherverbrennung 1933 – Hintergründe (Website zur
Austellung„WiderdendeutschenUngeist“anderHumboldt-Universität zuBerlin2000).
URL:www.buecherverbrennung33.de, abgerufenam26.Okt. 2010; vgl. auchdiebei
ChristophWingertszahnwiedergegebeneEinstufungvonLernet-HoleniasGesamtwerk
mitAusnahmederLyrikals „schädlich“ausdem„Börsenblatt fürdendeutschenBuch-
handel“ vom16.Mai1933(ChristofWingertszahn:BlaueStunde imKrieg.Alexander
Lernet-Holenias fantastisches Zwischenreich. In: Reiner Wild u.a. [Hrsg.]: Dennoch
leben sie. Verfemte BĂĽcher, verfolgte Autorinnen und Autoren. Zu den Auswirkungen natio-
nalsozialistischer Literaturpolitik. MĂĽnchen: edition text + kritik 2003, S.221). 1935
wirddieseersteListevonderReichsschrifttumskammerauf insgesamtmehrals4.000
Namen und Titel erweitert (vgl. Reiner Wild u.a.: Vorwort der Herausgeber. In: dies.
[Hrsg.]: Dennoch leben sie. Verfemte BĂĽcher, verfolgte Autorinnen und Autoren. Zu den
Auswirkungen nationalsozialistischer Literaturpolitik. MĂĽnchen: edition text + kritik
2003,S.11–13,hierS.13.)
47 NS-Kulturgemeinde, Kulturpolitisches Archiv: Schreiben an die Filmkontingentstelle
(Bundesarchiv, NS 15, Aktenband 138b, fol. 3). Berlin. 12. 2. 1935, zit. nach Gerald
Sommer: „Er dient um die Erlaubnis, eine öffentliche Heimsuchung sein zu dürfen.“
AnmerkungenzuWillkĂĽrundWohlwollenfiskalischerOrgane,ausgehendvonAlexander
Lernet-Holenias Roman Das Finanzamt. In: Thomas HĂĽbel/Manfred MĂĽller/Gerald
Sommer (Hrsg.): Alexander Lernet-Holenia. Resignation und Rebellion. „Bin ich denn
wirklich,was ihr einstwart?“BeiträgedesWienerSymposions zum100.Geburtstagdes
Dichters (Studies in Austrian Literature, Culture And Thought). Riverside, CA: Ariadne
Press 2005, S. 171–187, hier S.181. Sommer gibt auch ein dem Akt beiliegendes
Schreiben von Hans Hinkel, Geschäftsführer der Reichskulturkammer, wieder, in dem es
heißt, Lernet sei „einezwar geschickteaberauch ebensounzuverlässigeSystemgröße“
(ebd., S.182).
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Alexander Lernet-Holenia und Maria Charlotte Sweceny
Briefe 1938-1945
- Titel
- Alexander Lernet-Holenia und Maria Charlotte Sweceny
- Untertitel
- Briefe 1938-1945
- Autor
- Christopher Dietz
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-205-78887-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 468
- Kategorien
- Weiteres Belletristik