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2.2 Bedeutung fĂŒrBiografieundWerk
AlexanderLernet-Holeniahatte zahlloseBeziehungenzuFrauen,
doch sprach er diesen LiebesaffÀren jede Wichtigkeit ab, betonend,
sie hÀtten mit seinem eigentlichen Wesen nichts zu tun. Es scheint,
daĂ er sich in den meisten FĂ€llen mit Frauen verband, von de-
nener sicherwar, siewĂŒrden ihnnicht verstehen, jamankönnte
sagen, siewĂŒrdenihnnicht âentrĂ€tselnâ.FastallewarensieGeschöp-
fe, wie man sie auch in Lernet-Holenias Werk findet: schön oder
lieblich, seltsamgestalt- undwesenlos.EntrĂŒckt. Frauen,dieman
anbetet oder auch verschmÀht und in denen man immer wieder
nur sich selbst spiegelt. Frauen als Objekt mÀnnlicher Leidenschaft
oder Grausamkeit. Manchmal âWissendeâ und âHexenâ, unheimliche
Elemente inderRealitÀtdesMÀnnlichen.60
Auf diesen bereits 1977 diagnostizierten Zusammenhang verweist etwa
auchClemensRuthner:
Gerade wegen der hÀufig auftretenden projektiven Gender-Ste-
reotypienbestĂŒndenunm.E.diedringendeNotwendigkeit einer
eingehenderen Analyse der Frauenbilder bei Lernet, auch in Be-
zugaufdieFantastizitĂ€tderTexteâeineArbeit, die freilicheiner
anderenStudievorbehaltenbleibenmuss.61
Eine âAnalysederFrauenbilderbei Lernetâ âzweifellos ein lohnendes
Unterfangenâkannundwill auchdieseArbeitnicht leisten; immerhin
fĂŒgt sie jedoch diesem Themenkomplex einen weiteren Aspekt hinzu.
Denn in Maria Charlotte Sweceny verbinden sich zwei fĂŒr den Mann
und den Autor Lernet-Holenia offenbar besonders attraktive Merkmale:
Sie ist (âHalbâ-)JĂŒdin und sie ist blauĂ€ugig. Auf die Rolle der geheim-
nisvollenblauÀugigenFiguren imWerkLernet-Holeniaswurdebereits
mehrfach â in der Regel im Zuge der Einordnung seines Werks in die
Traditionen der fantastischen Literatur â hingewiesen: âNur die unheim-
lichenFigurenhabenblaueAugenâ,62 stelltMĂŒller-Widmer fest;Ruthner
spricht von âfantastische[n] Motiveme[n] wie [den] geheimnisvollen
blauĂ€ugigenFrauenâ63;GeraldFunkortet inderazurblauenAugenfar-
60 Maria Felsenreich/Annie Reney: Alexander Lernet-Holenia: ein Komplex. Notizen zu
,DerGraf vonSaint-Germainâ [Nachwort]. In:AlexanderLernet-Holenia:DerGraf von
St.Germain (DiephantastischenRomane).WienâHamburg:PaulZsolnayVerlag1977,
S.265â272,hierS.269f.
61 Ruthner: FataleGeschichte(n) imâZwischenreichâ, S.10FN99.
62 MĂŒller-Widmer: AlexanderLernet-Holenia.GrundzĂŒge seinesProsa-Werks, S.76.
63 Ruthner: FataleGeschichte(n) imâZwischenreichâ, S.7.
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Alexander Lernet-Holenia und Maria Charlotte Sweceny
Briefe 1938-1945
- Titel
- Alexander Lernet-Holenia und Maria Charlotte Sweceny
- Untertitel
- Briefe 1938-1945
- Autor
- Christopher Dietz
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-205-78887-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 468
- Kategorien
- Weiteres Belletristik