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2 Einführung
Grenzzwischenfällen wird die Propagandamaschine angeworfen; am
Freitag,dem25.August, erfolgtdieGeneralmobilmachung:DieWehr-
machtmarschiert aufdieGrenzenPolenszu,mit ihrdie7.Schwadron
des 10. Kavallerie-Schützen-Regiments, der Lernet-Holenia angehört.102
DerBrief, den ihmLotteSwecenyam24.August ausLominBulgarien
an die Adresse von Pia von Hartungen am Wiener Opernring 9 schreibt,
trifft Lernet-Holeniadortbereitsnichtmehran.
2.2.3 „Polengefälltmirdiesmalgarnicht“ –PostausPolen
GlaubtmandenvonRocˇekkolportiertenWortenLernet-Holenias, dass
dieser im Mars im Widder alles „doch ganz genau beschrieben“ habe,
wiees sichaufdem„Feldzug“zugetragenhat, istdieChronologiedie fol-
gende:103 Lernet-Holeniawirdam15.August eingezogen;dasRegiment
bricht bereits am 20. August auf und marschiert durch die Slowakei
auf Polen zu;am 23. wird scharfe Munition ausgegeben; am27. ist der
Aufmarsch des Regiments beendet; am 1. September sind alle Schwa-
dronenaufgestellt undgefechtsbereit. Lernet-Holenia führtTagebuch,
ein Umstand, der ihm wenig später beim Schreiben des Mars im Widder
vongroßemNutzen seinwird.
Am2.September,demzweitenTagdesÜberfalls,wirdLernet-Holenia
bekanntermaßenbeiRabka,kurzhinterder slowakisch-polnischenGren-
ze, an der rechten Hand verwundet. Eine wohl recht wirklichkeitsge-
treue104 SchilderungdiesesMomentsfindet sich imMars imWidder:
Ein polnisches Maschinengewehr antwortete. [...] Er [Wallmoden,
C.D.] sah ein glitzerndes Ding von der Stelle aus, an der die Garbe
eingeschlagen hatte, auf sich zufliegen. Er sah es ganz deutlich,
102 DeroffizielleBefehlHitlers zumAngriff aufPolenerfolgt erst am31.August: „2.Der
Angriff gegen Polen ist nach den für den Fall ‚Weiß‘ getroffenen Vorbereitungen zu
führenmitAbänderungen,die sichbeimHeerdurchden inzwischen fast vollendeten
Aufmarschergeben.Angriffstag1.September1939.Angriffszeit4.45.“(zit.nachWalther
Hofer [Hrsg.]: Der Nationalsozialismus. Dokumente 1933–1945. Hrsg., eingeleitet und
kommentiertvonW.H.FrankfurtamMainundHamburg:FischerBücherei1957,S.232).
103 Rocˇek: DieneunLeben, S.227f.
104 AnAnnieundHugoLifczis schreibtLernetam18. Januar1941: „MeineVerwundung
ist eigentlichgarnichtmehrzusehen.Wie ich sieempfangen,findet sichbeschrieben
in dem Buch, das zu Ostern erscheinen soll. Es war nur, als habe Mars bei mir eine
Visitenkarteabgeworfen.Womitaber rechneteer?Daß ich ihmseinenBesucherwidere?
Oder damit, daß er einen zweiten Besuch bei mir macht?“ (zit. nach Blaser/Müller:
AlexanderLernet-Holenia1897–1976, S.28).
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Alexander Lernet-Holenia und Maria Charlotte Sweceny
Briefe 1938-1945
- Titel
- Alexander Lernet-Holenia und Maria Charlotte Sweceny
- Untertitel
- Briefe 1938-1945
- Autor
- Christopher Dietz
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-205-78887-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 468
- Kategorien
- Weiteres Belletristik