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2 Einführung
IchblickedemEndedesKrieges,nundaderFührerdenOberbefehl
hat,mit besondererZuversicht insAuge. (S.176)
Zu Beginn des Feldzugs hatte Lernet-Holenia seiner Hoffnung Ausdruck
verliehen, dass der Konflikt nicht in einen „wirklichen“ Krieg münden
möge und die weitere Dauer bis auf den 15. November veranschlagt
(S.105). Die Zeit in der Etappe verbringt Lernet-Holenia nun u.a. da-
mit, seine Ausrüstung zu vervollständigen und sich insbesondere in
ausreichendemMaßemitStiefeln121 zuversorgen;eineEpisode,diesich
auch in Mars im Widder wiederfindet, wo der mysteriöse Herr von Örtel
Wallmoden rät, sich ein zweites Paar Stiefel anfertigen zu lassen und
damit dem noch Ahnungslosen den kommenden Krieg ankündigt.122
Dieses zweitePaarStiefelumrahmtdenFeldzug-Handlungsstrangvon
Mars im Widder und stellt so einen Zusammenhang zum Leben vor dem
Kriegher;derGedächtnisankerbleibt für „Wallmoden’s impressionistic,
alienatedpersonality“123 jedochohneSinnundKonsequenz:„ImGrunde
hätte er jetzt das zweite Paar Stiefel besitzen sollen. Aber er hätte doch
wiederumnichtsdavongehabt.“124
Unterdessen versucht Lernet-Holenia bereits, an das Filmprojekt vom
Sommer125 anzuknüpfen und zu diesem Zweck mithilfe von Peter Suhr-
kamp,derdamalsbeiS.Fischertätig ist,undReichsfilmkammer-Präsident
Carl Froelich von der Front abgezogen zu werden (Brief Nr.28): „Denn
was tue ich jetztnochhier?“Rocˇek schreibtüberdieseTage:
Er schreibt Briefe in alle Himmelsrichtungen Großdeutschlands: an
Peter Suhrkamp, den Verleger, an Emil Jannings, den Freund, an
121 SieheS.108, 110,111,115,116.
122 A.Lernet-Holenia: Mars imWidder, S.23.
123 Dassanowsky:Phantomempires, S.94.
124 A. Lernet-Holenia: Mars im Widder, S.212. Dazu Jean-Jacques Pollet: „Wallmodens
Reflexion beeinträchtigt keineswegs, sozusagen vom Ende her, die Zukunftsrelevanz
derAussagedesHerrnvonÖrtel.Dieserhatte zweifellosRechtgehabt,Wallmodenzu
empfehlen, ein zweites Paar Stiefel zu bestellen. Daß ihm dies, wäre es auch rechtzeitig
fertig geworden, in seiner jetzigen Lage praktisch wenig hätte helfen können, wird
von ihm nur als neuer Beweis für die Sonderbarkeit seines Geschickes angesehen.
Die scheinbare Diskrepanz zwischen Voraussage und Realität wird in eine höhere
Schicksalsfügung transponiert“ (Jean-Jacques Pollet: Prädestination und Phantastizität:
Randbemerkungen über Alexander Lernet-Holenias Phantastik in Mars im Widder.
In:ThomasHübel/ManfredMüller/GeraldSommer[Hrsg.]:AlexanderLernet-Holenia.
ResignationundRebellion. „Bin ichdennwirklich,was ihr einstwart?“BeiträgedesWiener
Symposions zum 100. Geburtstag des Dichters [Studies in Austrian Literature, Culture
AndThought].Riverside,CA:AriadnePress2005,S.205–218,hierS.209f.).
125 SieheS.234,Anm.zuDieMonaL.
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Alexander Lernet-Holenia und Maria Charlotte Sweceny
Briefe 1938-1945
- Titel
- Alexander Lernet-Holenia und Maria Charlotte Sweceny
- Untertitel
- Briefe 1938-1945
- Autor
- Christopher Dietz
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-205-78887-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 468
- Kategorien
- Weiteres Belletristik