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2.2 Bedeutung fürBiografieundWerk
es,welchedieSorgenumdieFertigstellungvonMars imWidder inden
Hintergrund treten lässt: „Mir liegt nur an den ‚Sizilien‘ etwas [...]“, so
Lernet imselbenBrief.
Am 24. Mai ahnt der Schriftsteller bereits, dass gegen das Erscheinen
des Buches interveniert wird, und schreibt an Lotte Sweceny: „[...]
meinem eigenen Tun soll ja Einhalt geboten werden, – indem die Sache
mit der Schwierigkeit bei den Büchern passiert ist.“ Diese Schwierigkeit
bietet Lernet Anlass zu Spekulationen über das Schicksal und dessen
Auswirkung auf seine Arbeit: „[...] ich frage mich, ob das Schicksal
(man sollte es kaum glauben!) in meinem Fall nicht sehr klug gehan-
delthat. Ja ichbin sogar sicher,dass es eingroßerVorzug ist,wennes
mir die ewige – wenngleichhöchst unfreiwillige Schreiberei unmöglich
macht“ (S.147). Das Schicksal – wenn man so will – entschied frei-
lichanders:GeradeobseinesNicht-Erscheinens sollteMars imWidder
Lernets weitere Schriftstellerkarriere in erheblichem Maße beeinflussen.
DasOberkommandoderWehrmachtgibt jedenfallsüberraschender-
weise die Druckfassung am 29. April 1941 frei.178 Einen Tag später hält
Lernet, sichtlich geschmeichelt von der Höhe der Auflage, die Druckbö-
gendesMars imWidder inHänden:
Vom,Mars imWidder‘ habe ich jetztungehefteteBogenalsBeleg
bekommen,es stehtdrauf:Erstebis fünfzehnteAuflage.Siewerden
doch nicht 15000 Stück gedruckt haben! Oder doch? Das Papier
ist rechthübsch.Eshieß,dieExemplare seien „noch“nicht fertig.
(S.150)179
Bei diesem „Aushänger-Exemplar“ dürfte es sich um jenes Exemplar
handeln,dasderersten tatsächlichverbreitetenAuflage,die1947von
BermannFischer inStockholmveranstaltetwurde, alsGrundlagediente.
Offenbar ließ Lernet die Druckbögen später binden und übergab sie der
DeutschenBücherei inLeipzig.180
178 Bei ebd. findet sich auf S.230 eine Abbildung des Titelblatts mit dem Freigabe-Stempel
desOKW.
179 Nur wenige Tage später, am 3. Juni, schreibt er Lotte Sweceny noch einmal das na-
hezu Gleiche, wohl weil er die erfreute Meldung an mehrere Korrespondenzpartner
geschriebenundnundenÜberblickverlorenhat.
180 HeuteDeutscheNationalbibliothekLeipzig.DasdortigeExemplar trägtdenmaschin-
schriftlichen Zusatz (vermutl. von Lernet): „Das vorliegende Exemplar hat der Verfasser
für die besonderen Archivzwecke der Deutschen Bücherei aus den noch in seinem
BesitzbefindlichenKorrekturbogenzusammenstellenundbinden lassen.Es ist somitdas
einzige Exemplar der Buchausgabe und darf auf Wunsch des Verfassers nicht verliehen
werden.“
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Alexander Lernet-Holenia und Maria Charlotte Sweceny
Briefe 1938-1945
- Titel
- Alexander Lernet-Holenia und Maria Charlotte Sweceny
- Untertitel
- Briefe 1938-1945
- Autor
- Christopher Dietz
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-205-78887-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 468
- Kategorien
- Weiteres Belletristik