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2.2 Bedeutung fürBiografieundWerk
Begreiflich, dass seine Briefpartnerin anderer Ansicht war. In einem
undatiertenKonzept,dassichdurchdenZusammenhangaufMitte/Ende
September 1941 datieren lässt, schreibt Lotte Sweceny: „Mir aber mußt
Du zubilligen, meinem Wunsch Dich in verhältnismäßiger Sicherheit
zuwissen Ausdruckgebendarf [sic!].“ BriefkonzepteausdiesenTagen
spiegeln den Schmerz und die Unsicherheit wider, die Lotte Sweceny
empfundenhabenmuss:
Mich bedrückt es, daß Du mir, da Du Dich dort ungut fühlst, mit
einigemRechtvorwerfenkannst, ichhätteDichgehindert, das zu
tun, was Du für richtig gehalten hast. Von mir auskonnte ich aber
garnicht andershandeln.Gerade sowieDu,wennDumichnicht
nachB.[erlin]kommen lässt.208
NeinwirklichNeni, ichwünschemir schon langenichtmehr,daß
DuDeinenPosten inBerlinbehältst.Dich inSicherheit zuwissen,
jadoch,man ist jameistens schwach,undglaubt es fürandere sein
zu dürfen, so wie Du auch mich nicht nach Berlin Dich besuchen
kommen ließest. [...] Lieber, ichmöchteganzvernünftigmitDir
wegen des Wiedersehens sprechen. Ich glaube es tut Dir gut u. Du
weißtesauch,mitDeinerArbeit alleinzusein füreineWeile. Ich
hab’ es ja auch nicht so eilig. [...] ich bin immer gern bei Dir, auch
wenn ichdabei garnichtbesonders fröhlich seinkann.209
„Ach Gott, mein Hase, wenn wir nur wirklich glücklich sein könnten.
Denn bloß mit dem Unglück geht’s auf die Dauer auch nicht“, so Lernet
am 3. Oktober (S.174). In der Zwischenzeit ist er zu seiner Erleich-
terung beurlaubt und hält sich in St.Wolfgang auf, wo er, neben der
Arbeit amDrehbuchandembereits erwähntenBismarck-FilmDieEnt-
lassung, Zeit findet, „viele schöne Sachen“ (S.172) in das Manuskript
vonBeideSizilienzuschreiben,bevorLotte ihnbesuchenkommtunddie
beiden fastdenganzenOktober (inSt.WolfgangundWien)miteinander
verbringen und ihre angeschlagene Beziehung pflegen können.210 Im
Herbst und Winter 1941 arbeitet Lernet-Holenia viel an Beide Sizilien,
„Es ist schonsehr sonderbar,daßmiralledieseDingepassieren. IchbinwohlderDichter
mit einemder lächerlichstenSchicksale [...]“ (S.162)
208 UndatiertesKonzept (SteinFA).
209 Konzept vom1.Oktober1941(SteinFA).
210 „Mitten indemZeitmangelundseinerBesessenheitvondemnichtnachB.[erlin]müssen
hatergesprächsweiseZartheitendiemichunendlich rühren“ (MariaCharlotteSweceny:
Briefkonzeptan AlexanderHartwich [SteinFA]. o.O. [St. Wolfgang]. o.D. [Okt. 1941],
ErgänzungenC.D.).
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Alexander Lernet-Holenia und Maria Charlotte Sweceny
Briefe 1938-1945
- Titel
- Alexander Lernet-Holenia und Maria Charlotte Sweceny
- Untertitel
- Briefe 1938-1945
- Autor
- Christopher Dietz
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-205-78887-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 468
- Kategorien
- Weiteres Belletristik