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2 Einführung
warkeineunmittelbareEnttäuschungwasviel sagenwillbeimeiner
tiefen Antipathie gegen Menschen [...]. Also Herr L.-H. hat das
gewisseEtwas inmanchenseinerBücher,dasSchlenkriche,Unse-
riöse, vielfach Spielerische, das nicht in die ‚Tiefe‘ geht, sondern
ins Elegante und Gesellschaftliche. Also etwas Undeutsches. Das ist
ganznett an ihm.228
Man sieht sich in den darauffolgenden Wochen und Monaten öfter229
und tauscht Gedichte aus; Lernet nimmt Benn als Hautarzt in Anspruch
(S.194).
ImApril undMai–derVorabdruck inderWehrmacht ist imApril zu
Endegegangen230 –bringtLernet auchdieArbeit anBeideSizilienzum
Abschluss: „Ich denke oft an die Zeit, zu der ich noch an den beiden
Sizilien gearbeitet habe, und mir ist, sie sei sehr ferne, und mir fehlt
diesevernünftigeArbeit sehr“, schreibteram22.April anLotteSweceny
(S.190).DerDruckwirdAnfangMaibewilligt (S.193),am3.Mairichtet
LernetdasManuskript fürdenDruckein (S.193).231 Zwischen6.Mai
und 14. Juni 1942 ist Lernet wieder in Italien, wohl bei Forzano in
Tirrenia, aber auch in Rom (S.197). Auf dem Weg von Norden nach
Südenundzurückergibt sichauchdieGelegenheit,mit LotteSweceny
zusammenzutreffen, sei es in Wien oder andernorts. Die Beziehung hat
jedoch unter der geografischen – und emotionalen – Distanz Lernets
spürbargelitten:
Eigentlichmüßte ich jetzt andieDecke springenvorFreudeüber
dieNachricht,daßDubaldkommst. Ich steheaberwieeineandere
neben mir und höre es nur rauschen. [...] Vielleicht fühl’ ich es so,
weil ich nichts dazu getan habe, daß Du, und gerade jetzt kommst.
Die innere Leistung war auf: von Dir getrennt sein gerichtet und
jetzthab’ icherst einNeueszu leisten:Dukommstzurück.Duwirst
neben mir gehen und ich werde Dich sehen. Ich werde die Wärme
DeinesKörpers spürenundDichhören.WirwerdenüberdieStraße
gehen u. aufpassen müssen, daß wir nicht umgestoßen werden. Es
wirdalles viel raschervorbei sein, alsdaßmaneserfassenkönnte.
Bliebest Du lang, es wäre nur anders aber nicht besser. Oder, mein
228 Gottfried Benn: Briefe an F.W. Oelze 1932–1945. Wiesbaden: Limes Verlag 1977, S.283.
229 Belegt fürden3.Mai1942(S.193), evtl. den17. Juni1942(S.198),den25. Juni1942
(S.202), den 1. September 1942 (S.205), den 7. September 1942 (S.207) und den 29.
September1942(S.213).
230 Vgl. S.236,Anm.zudas4te Kapitel des ,Doppelgängers‘.
231 AnfangSeptemberwirddasBuchumbrochensein (S.205).
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Alexander Lernet-Holenia und Maria Charlotte Sweceny
Briefe 1938-1945
- Titel
- Alexander Lernet-Holenia und Maria Charlotte Sweceny
- Untertitel
- Briefe 1938-1945
- Autor
- Christopher Dietz
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-205-78887-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 468
- Kategorien
- Weiteres Belletristik