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Alexander Lernet-Holenia und Maria Charlotte Sweceny - Briefe 1938-1945
Seite - 72 -
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2 Einführung Was jetzt etwadieHasenmachenwerden,wennesfinster istund vondenBlättern tropft?AmBaumamSeewerdensieauchnicht mehr lange wohnen bleiben, weil ihnen im Lager nichts mehr serviertwird.Siehabenes schonschwer. (S.162) VondenHasen istheutenichtviel zuberichten,alsdassderSchnee sie natürlich wenig freut. Weil sie zu gar keinen Kräften mehr kommen. Aber es wird schon wieder die Zeit kommen, wo die HasenKräuterhaben. (S.177) Orte, an denen es „keine Hasen mehr“ gibt; Zeiten, zu denen es „den Hasen“wiederbessergehenwird:mitderPrivatmythologieeinesLie- bespaares allein lassen sich diese merkwürdigen Äußerungen kaum mehr erklären.Spätestens mitErwähnung eines „Lagers“ (S.119, 162) bietet sich jedoch eine Möglichkeit der Entschlüsselung an: Nach den „Anschluss“ 1938 erwarb der Kommandant des KZ Dachau, Hans Loritz, ein Grundstück bei St.Gilgen am Wolfgangsee, also in unmittelbarer Nähe von St.Wolfgang, wo Lernet-Holenia lebte.250 KZ-Häftlinge aus Dachau mussten dort mit der Errichtung einer Villa für Loritz beginnen; wenig später kam es in St.Gilgen zur Gründung eines „Außenlagers“ für männlicheHäftlingeausdemKZDachau.SiewarendortharterZwangs- arbeit unter einem „sehr brutal[en]“ Aufseher ausgesetzt.251 Auch im September1941,als LernetLotteSwecenygegenübereinzweitesMal einLagererwähnt(S.162),bestanddieses „Außenlager“noch;eswurde am 18. Dezember 1942 – wohl im Zuge der „Endlösung der Judenfrage“ –aufgelöst. Mit großer Wahrscheinlichkeit bedient sich Alexander Lernet-Holenia also in seinen Briefen an Lotte Sweceny einer Chiffre, bei der Hasen Ju- den bezeichnen.252 Im Lichte dieser Interpretationsmöglichkeit ergäben 250 DerSchafberg, zudemLernetgehenwill, umzusehen, „wasdieHasenmachen“, liegt zwischenSt.WolfgangundSt.Gilgen. 251 Vgl. Dirk Riedel: Der „Wildpark“ im KZ Dachau und das Außenlager St. Gilgen. Zwangs- arbeit auf denBaustellen desKZ-Kommandanten Loritz. In: DachauerHefte 16(2000), S. 54–70, hier S.65 (diesen Literaturhinweis verdanke ich Christian Strasser, Salzburg) und Angelika Königseder/Wolfgang Benz (Hrsg.): Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischenKonzentrationslager. Bd.2:FrüheLager,Dachau,Emslandlager. München: C.H. Beck 2005, S.493. Laut Riedel war „die Öffentlichkeit in St.Gilgen über den Einsatz der KZ-Häftlinge durchaus informiert“ (Riedel: Der „Wildpark“ im KZ Dachauund dasAußenlager St.Gilgen, S.65). HansLoritz waru.a. verantwortlich für den Massenmord an 12.000 russischen Kriegsgefangenen in den Jahren 1941/42 (ebd., S.68).DasAnwesen inSt.Wolfgang istheute inprivatemBesitz. 252 Möglicherweise – Lernet bediente sich gerne aus dem Fundus von Mythologie und Kunstgeschichte – nicht zufällig: „Manche Rabbiner [...] sahen in Hasen auch ein 72
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Alexander Lernet-Holenia und Maria Charlotte Sweceny Briefe 1938-1945
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Titel
Alexander Lernet-Holenia und Maria Charlotte Sweceny
Untertitel
Briefe 1938-1945
Autor
Christopher Dietz
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2013
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78887-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
468
Kategorien
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