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Alexander Lernet-Holenia und Maria Charlotte Sweceny - Briefe 1938-1945
Seite - 78 -
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2 Einführung zumParolenspenderderVergangenheitsverdränger1945machte, ihn aber schließlich auch als einen der ersten Schriftsteller der Nachkriegszeitdazubrachte,mitdemGedichtGermanien (1946) unddemRomanDerGraf Luna (1955)dieunbeliebteFragenach der historischen (Mit-)Schuld Österreichs bzw. der Österreicher zu stellen. Diese auf den ersten Blick unvereinbaren Positionen zeigen sich innerliterarisch durch einen quasi subkutanen Diskurs von ,Schuld‘und ,Schicksal‘ verklammert–willmannichtals einzige Beweggründe fürdieseWandlungenLernetsOpportunismusund seinenWillenzurMarktpräsenzannehmen.273 LernetsTextederNachkriegszeit–v.a.Germanien,DerGrafvonSt.Germain undDerGrafLuna–sind jedenfalls vonderAuseinandersetzungmitden FolgendesNationalsozialismusgeprägt; in jenenJahren, indenensich Österreicherfolgreichals „erstesOpfer“Hitlerspositionierteunddem Staatsvertragentgegenfieberte,durchauskeineSelbstverständlichkeit. Freilich:DieErwähnungvonZwangsarbeit in (Konzentrations-)Lagern in Der Graf Luna274 erfolge weniger unter ethischen als unter ökono- mischen Gesichtspunkten, so Thomas Eicher, der der Ansicht ist, dass dies „nur bedingt der Figurenperspektive des ,degenerierten‘ Helden Jessierskyangelastetwerdenkann“.275 EinenähnlichenVorbehalt for- muliert Daniela Strigl: „Wann immer im Gedicht [Germanien, C.D.] die VerbrechendesDrittenReichsaufgezähltwerden,stehtMaterielles, steht das Sichvergreifenan Habund Gut anerster Stelle [...]“276 – sieargu- mentiertallerdingsauch,dassLernet sich inGermanien „indenKreisder Schuldigeneinbezogen“ habe.277 HélèneBarrière ist sogar derAnsicht, Lernet-Holenias Anlauf zur Vergangenheitsbewältigung (in Der Graf 273 Ruthner: FataleGeschichte(n) im„Zwischenreich“ S.17. 274 Wien–Hamburg:PaulZsolnayVerlag1955. 275 Eicher: Lernet-HoleniaunddieösterreichischeNachkriegszeit, S.14;ähnlich inders.: Grandseigneurundmehr:AlexanderLernet-Holenia (1897–1976). In: JattieEnklaar/ Hans Ester/EvelyneTax(Hrsg.): Im Schattender Literaturgeschichte. Autoren, die keiner mehrkennt?PlädoyergegendasVergessen (DuitseKroniek,Bd.Bd.45).Amsterdam–New York:Rodopi2005,S.149–158,hierS.154. 276 Strigl: ÜberdasZeitgemäßeanLernets „Germanien“, S.80. 277 Ebd.,S.67.„EskannkeinZweifeldarüberbestehen,daßLernet-HoleniasGermanieneine unerbittlicheVerurteilungdesNS-Regimesdarstellt“, schreibtThomasHübel (Thomas Hübel:Die leichteLast. FigurendesOpferausschlusses inLernet-HoleniasGermanien. In: Hélène Barrière/Thomas Eicher/Manfred Müller [Hrsg.]: Schuld-Komplexe. Das Werk Alexander Lernet-Holenias im Nachkriegskontext. Oberhausen: Athena Verlag 2004, S. 91–117, hier S.97); freilich eine, die in Kauf nimmt, „daß aus einem Gedenken, dessen inhaltlicheKriterienunddessenFormenarsenalanderantikenErinnerungskultur ausgerichtet sind,dieOpferdesNS-Regimesausgeschlossenbleiben“ (ebd., S.102). 78
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Alexander Lernet-Holenia und Maria Charlotte Sweceny Briefe 1938-1945
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Titel
Alexander Lernet-Holenia und Maria Charlotte Sweceny
Untertitel
Briefe 1938-1945
Autor
Christopher Dietz
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2013
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-205-78887-4
Abmessungen
15.5 x 23.5 cm
Seiten
468
Kategorien
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