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3.1 Briefe1938
cherart das Zwangsläufige erkennend, hört das Bedauern der Fehler auf.
DarumsolltenwirnurWünschehaben,derenErfüllungnachsorgfälti-
gerPrüfungmöglicherscheint.ZudiesemAbsatz sollte ich Ihnennoch
Kommentare schicken.Dasgehtaberbrieflichnicht.
Ich bin froh, daß Sie da sind. So muß ich nicht ins Leere schreiben.
Ich danke Ihnen für Ihre Anregungen, diese zarteste Form der Kritik.
Ich habe schon wieder Bögen voll „Weisheit“ geschrieben, möchte Ihnen
aber dann erst davon berichten, bis ich sie besser verarbeitet habe. – Es
gehtmirwirklichgut.DerTaghatmir zuwenigStunden, sovielmöchte
ichtun,schreiben, lesenlernen,unddasnunschonseiteinigerZeit,ohne
allzu heftige Rückfälle. Merkwürdig: die Associationen drängen sich nur
so inmeinemKopf.Soüberstürzend folgenmanchmaldieVorstellungen,
in meinem Kopf daß ich keine Zeit habe zu ordnen. Es ist ja nur ein
AhnenvonderWeiteundVielfalt derWelt.ZuallenSchwierigkeiten–
fast–kannichsagen:Das ist insichbegründetundgutso.DieEreignisse
treiben an, machen | großzügiger und mein Unglück macht, daß ich
keineAngsthabe. Ich fühlemichetwawieeinArzt,derseiderKrankheit
seinesKindesmitgespanntemforscherischenInteressefolgt.–Voneinem
Freund, einem Teilnehmer des Sportfestes in Breslau, habe ich günstige
Nachrichtengehört. EswareinegroßeSchau.
Übrigens wollte ich Sie ersuchen mir den von mir geschriebenen
letzten Brief, wenn Sie ihn noch haben und es Ihnen nichts ausmacht
zurückzuschicken.ÜberhauptwennSiemit IhrenBriefen immermeinen
zurückschickten,hätte icheineprächtigeGelegenheit zurSelbstkritik.
Sollten Sie aber die Gewohnheit haben Briefe aufzuheben so macht’s
auchnichts.Nochein ,übrigens‘: Ichmöchteeinmalaussprechen,daß
Briefe an mich nur von mir gelesen werden und daß ich annehme, daß
ichauch IhnenmitmeinenNachrichtenkeineSchwierigkeitenbereite,
sonsthättenSiemichdoch längstdaraufaufmerksamgemacht.
Beiliegenden [sic!] Artikel möchte ich als Überschrift geben: „Freund-
liche Vision.“ – Vielleicht besuche ich gegen Ende nächster Woche am
AtterseedenVaterVetter,oder fahremit ihminsPinzgau. Ichplagemich
momentan mit einem dicken Wälzer über systematische Botanik. Ich
weißviel zuwenigaufdiesemGebietundhoffe,daßmirderGutevon
seinemreichenWissenüberdieseDingeetwasab-|gibt.AnOllyhaben
Peter, Blümerl und ich neulich eine Karte geschrieben. Einen eigenen
Brief zu schreiben habe ich zu viel Hemmungen. Die arme Mimi hat
mit ihrenKindernviel Sorgen.DerKleinehatteplötzlichwiederFieber
und Erbrechen, was nach seiner Operation ein böses Zeichen hätte sein
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Alexander Lernet-Holenia und Maria Charlotte Sweceny
Briefe 1938-1945
- Titel
- Alexander Lernet-Holenia und Maria Charlotte Sweceny
- Untertitel
- Briefe 1938-1945
- Autor
- Christopher Dietz
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-205-78887-4
- Abmessungen
- 15.5 x 23.5 cm
- Seiten
- 468
- Kategorien
- Weiteres Belletristik