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Algorithmuskulturen - Über die rechnerische Konstruktion der Wirklichkeit
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Jonathan Roberge und Robert Seyfert16 So etwa, wenn von Vorhersagealgorithmen auf dem Finanzmarkt Gebrauch gemacht wird, die sich der Wahrscheinlichkeitstheoreme aus dem Feld der Glückspiele bedienen und diese dabei in ein anderes Feld überführen und transformieren. Man denke ferner an die Entwicklung künstlicher Intelligenz, die auf die Computeralgorithmen der Schachspiele zurückgegriffen haben und so die Zukunft künstlicher Intelligenz auf Jahre geprägt haben (Ensmen- ger 2012). Algorithmuskulturen sind folglich nicht an fix bestimmte Gebiete gebunden. Sie sind eher mobil einsatzfähige Verfahren, die angepasst, trans- formiert und für verschiedene Gebrauchszusammenhänge maßgeschneidert werden können. In der Tat dient dieser Sammelband als ein Beleg für diese Behauptung. Jedes einzelne Kapitel nimmt sich auf je spezifische Weise der Frage an, was es für Algorithmen bedeutet, kulturell verwoben und performa- tiv wirksam zu sein. Jedes Kapitel erforscht die Dichte spezifischer Assembla- gen oder Ökologien indem es je spezifische Interpretationen vorschlägt. Wir werden uns gleich dem genauen Inhalt der folgenden Kapitel zuwenden. An dieser Stelle genügt es hervorzuheben, dass es an der Leserin ist, hin und her zu navigieren und diejenigen Fragen zu stellen, die ihr angebracht erscheinen. Ebenso obliegt es dem Leser mit den verschiedenen intellektuellen Möglich- keiten zu ringen, die in den folgenden Kapiteln eröffnet werden. Zu behaupten, dass es sich bei Algorithmuskulturen um un multiple han- delt, schließt die Frage danach, was denn ihre variable und zugleich gemein- same Beschaffenheit konstituiert keineswegs aus. Im Gegenteil, die Feststel- lung erhöht eher noch den Bedarf nach einer plausiblen Antwort auf diese Frage. Algorithmen sind in der Tat stets mit je besonderen Problemen oder Fragestellungen verbunden, die immer spezifisch und doch ähnlich zugleich sind. Wir möchten, wie andere vor uns, darauf hinwiesen, dass diese Heraus- forderungen immer die Frage nach »der Macht Bedeutung zu ermöglichen und festzusetzen« mit sich führen und wiederaufbereiten (Langlois 2014; Ro- berge/Melançon im Erscheinen). Tatsächlich ist diese Problemstellung so alt wie die Idee der Kultur selbst und die Sozialwissenschaften waren sich dieser Problemstellung seit ihrer Gründung auch stets bewusst (Johnson et al. 2006). Kulturen sind auf Legitimität angewiesen, ebenso sind es Algorithmen und Algorithmuskulturen. Es geht folglich um Autorität und Vertrauen; um die ste- tige Verflechtung symbolischer Repräsentation und nüchterner Performanz; es geht um die Produktion wie Rezeption diskursiver Arbeit. Wir erleben in unserer Zeit die Etablierung einer ›neuen Normalität‹, in der Algorithmen Teil der Sinnstiftung des kulturellen Imaginären geworden sind. Ihre Akzeptanz begründet sich weniger durch den Bezug auf eine transzendente Instanz im klassischen Sinne, sondern durch eine ›zeitgenössischere‹, immanentere Art und Weise. Scott Lashs Einsicht hinsichtlich des Legitimationsprinzips der Algorithmen ist hier zentral: Algorithmen erlangen »Legitimität durch Per- formanz« (Lash 2007: 67). Ihre Echtzeit-Entfaltung lässt sie nicht nur kosten/
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Algorithmuskulturen Über die rechnerische Konstruktion der Wirklichkeit
Titel
Algorithmuskulturen
Untertitel
Über die rechnerische Konstruktion der Wirklichkeit
Autor
Robert Seyfert
Herausgeber
Jonathan Roberge
Verlag
transcript Verlag
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-8394-3800-8
Abmessungen
14.8 x 22.5 cm
Seiten
242
Schlagwörter
Digitale Kulturen, Medienwissenschaft Kultur, Media studies, Technik, Techniksoziologie, Kultursoziologie, Neue technologien, sociology of technology, new technologies, Algorithmus
Kategorie
Technik
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