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Algorithmuskulturen - Über die rechnerische Konstruktion der Wirklichkeit
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1. Was sind Algorithmuskulturen? 17 nutzen-effizient, sondern auch im epistemologischen wie moralischen Sinne als objektiv erscheinen. Ihre Legitimation funktioniert und basiert recht profan in und auf einer abgeschlossenen Routine die besagt: Algorithmen funktionie- ren direkt und einfach, sie liefern Lösungen etc. Neutralität und Unparteilichkeit werden eingeflüstert oder stillschweigend vorausgesetzt. Tarleton Gillespie deutet etwas Ähnliches an, wenn er bemerkt: »Algorithmen sind weit mehr als schlichte Werkzeuge, sie sind auch Stabilisatoren von Vertrauen, sie fungie- ren als praktische und symbolische Versicherungen dafür, dass Bewertungen als gerecht und genau, als frei von Subjektivität, Fehlern oder Verzerrungen gelten« (Gillespie 2014: 79; Mager 2012). Das ist die Magie des Profanen. Ob- jektivität als ein Informationsprozess, Resultat und Glaube ist ein Äquivalent für die Legitimität als eine Form des Glaubens. Die Stärke der Algorithmen be- steht nun gerade darin, Objektivität auf die äußere Welt zu projizieren (auf das, was in Rankings erscheint bspw.) und zugleich in Bezug auf ihr inneres Selbst zu akkumulieren. Das begründet sich in dem Umstand, dass jede Instanz der Einschätzung und Bewertung auf eine Art und Weise konstruiert sein muss, die selbst wertgeschätzt wird. Gillespie ist in dieser Hinsicht sehr hellsichtig, wenn er anmerkt: »die Legitimität dieser Funktionsmechanismen muss ent- lang der Bereitstellung von Information selbst erfolgen« (Gillespie 2014: 179). Legitimität erlangt hier eine ontologische Dimension. Das bedeutet nun allerdings nicht, dass das Bestreben nach und das Erlan- gen von Legitimität ein leichtes Unterfangen wäre. Performanz und Rechtfer- tigung existieren nur in Abhängigkeit von einer Öffentlichkeit und deren Re- zeption. Die Rezeption ist freilich ein durch und durch kulturelles Phänomen, sie formt sich mittels Deutungen, Erwartungen, Affekten, Mutmaßungen und der gleichen (Galloway 2013; Seyfert 2012; Kinsley 2010). Mit anderen Wor- ten, Rezeption ist qua definitionem unstabil und uneinheitlich. Was Scott Lash »Legitimation durch Performanz« nennt, ist folglich nichts weniger als das Ergebnis von Aushandlungsprozessen. Performanz und Rezeption sind mit- einander verwoben und bilden so Routinen und Kulturen heraus in denen das Vertrauen, das den Algorithmen entgegengebracht wird, stets umkämpft ist. Die Hoffnungen und Wünsche, die den Algorithmen von den einen entgegen- gebracht werden, sind die Ängste und Abneigungen der anderen. Ebenso wie Rechtfertigung performativ wirkt, tut es auch Kritik. Die Kontroverse, die um Google Glass entbrannte ist ein beispielhafter Fall. Unsere Recherchen haben gezeigt, wie viel Gestaltungs- und Stilüberlegungen in Googles unternehmeri- sche Planung zum Wearable Computing eingegangen sind (Roberge/Melançon im Erscheinen). Um eine größere Breitenwirkung zu erzielen, engagierte das Unternehmen beispielsweise einen schwedischen Designer, der bei der Ge- staltung des Gerätes helfen sollte, was sowohl die Auswahl der Farbpalette als auch die minimalistischen Umrisse betraf (Miller 2013; Wasik 2013). Dennoch fiel die Kritik überwiegend negativ aus, die Brille sehe »verdammt bescheuert
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Algorithmuskulturen Über die rechnerische Konstruktion der Wirklichkeit
Titel
Algorithmuskulturen
Untertitel
Über die rechnerische Konstruktion der Wirklichkeit
Autor
Robert Seyfert
Herausgeber
Jonathan Roberge
Verlag
transcript Verlag
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-8394-3800-8
Abmessungen
14.8 x 22.5 cm
Seiten
242
Schlagwörter
Digitale Kulturen, Medienwissenschaft Kultur, Media studies, Technik, Techniksoziologie, Kultursoziologie, Neue technologien, sociology of technology, new technologies, Algorithmus
Kategorie
Technik
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