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Algorithmuskulturen - Über die rechnerische Konstruktion der Wirklichkeit
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Jonathan Roberge und Robert Seyfert18 aus«, sei »hässlich und peinlich« und mache die Interaktion »fürchterlich un- angenehm« (Honan 2013; Pogue 2013). Das kulturelle und soziale Unbehagen an Google Glass macht wiederum die negative Rezeption des algorithmischen Gerätes plausibel. Die pejorative Bezeichnung als »glasshole« ist symptoma- tisch für die negativen ästhetischen und normativen Bewertungen, welche zu den einflussreichsten Faktoren gehörten, die Google zum Zurückziehen der Datenbrille veranlassten. Das Beispiel zeigt uns, wie vielschichtig die Deu- tungs- und Interpretationskonflikte sind, welche die Algorithmuskulturen prägen. Solcherlei Unordnung ist derweil keine Frage der Wahl, sie ist ein kon- stant (um)formendes Charakteristikum von Algorithmuskulturen. algorithmischer VerKehr: KalKulatorische emPfehlung, sichtbarKeit und ZirKulation Die zugrundeliegende Idee dieses Bandes besteht darin, dass Algorithmuskul- turen plural, kommensurabel und sinnstiftend performativ sind. Ziel ist es, eine ›dichte Beschreibung‹ im Sinne Geertz (1973) zu liefern, also eine Ana- lyse der verschiedenen routinisierten Entfaltungen, die sich um reichhaltige wie komplexe Themen und Probleme drehen. Legitimität ist ganz sicher ein integraler Bestandteil dieser Entfaltungen. Im Alltagsleben wird die Legitimti- tätsfrage oft nicht gestellt. Im Fall der Algorithmen steht mit ihr aber sehr viel auf dem Spiel, da sich Algorithmen ins Zentrum des Kulturellen ausbreiten. Algorithmen sind Sortiereinrichtungen und sie sind die zentralen Gatekee- per unserer Zeit (Hagittai 2000). Freilich, Gatekeeping gab es schon immer, von den Kunstmäzenen der Klassik bis zu den Zeitungskritiker_innen mo- derner Zeiten. Dies bestärkt allerdings nur unser Argument: Die Rolle, die Algorithmen gegenwärtig einnehmen, beinhaltet es, bindende Selektionen für bestimmte Adressatenkreise vorzunehmen, mit all den normativen und politischen Wertungen, die damit implizit einhergehen. Gatekeeping bedeutet, redaktionelle Entscheidungen zu treffen, mit denen andere dann umzugehen haben. Es geht dabei nicht zuletzt um Geschmacks- und Präferenzformungen, was ersichtlich macht, warum vielen Empfehlungsalgorithmen gegenwärtig ein so großer Einfluss zukommt. Man denke nur an Amazon, Netflix, Youtube und dergleichen. Beer fasst diesen Punkt treffend zusammen: »Es geht um die Sichtbarkeit von Kultur und um die Sichtbarkeit bestimmter Kultur- formen die algorithmisch ihr Publikum finden. Diese Systeme prägen kulturelle Begeg- nungen und ganze kulturelle Landschaften. Sie sind tätig und machen Geschmäcker sichtbar. Damit ist die Frage aufgeworfen, welche Macht den Algorithmen in der Kul- tur zukommt, oder genauer: welche Macht Algorithmen bei der Herausbildung von Ge- schmäckern und Präferenzen zukommt.« (Beer 2013: 97, Herv. der Autoren)
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Algorithmuskulturen Über die rechnerische Konstruktion der Wirklichkeit
Titel
Algorithmuskulturen
Untertitel
Über die rechnerische Konstruktion der Wirklichkeit
Autor
Robert Seyfert
Herausgeber
Jonathan Roberge
Verlag
transcript Verlag
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-8394-3800-8
Abmessungen
14.8 x 22.5 cm
Seiten
242
Schlagwörter
Digitale Kulturen, Medienwissenschaft Kultur, Media studies, Technik, Techniksoziologie, Kultursoziologie, Neue technologien, sociology of technology, new technologies, Algorithmus
Kategorie
Technik
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