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Algorithmuskulturen - Über die rechnerische Konstruktion der Wirklichkeit
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2. Die algorithmische Choreographie des beeindruckbaren Subjekts 43 eigene Positionierung aushandelt oder sich selbst positioniert. Will heißen, die Subjekte halten sich letztlich für das, was das Wissensregime aus Ihnen macht: ›Ich bin ein guter Schüler‹ oder ›Ich bin stets bemüht‹. In den nun folgenden Erörterungen, möchte ich zeigen, wie sich Algorith- men als Produzenten bestimmter Gegenstandsbereiche des Wissens heraus- bilden. Sie nutzen dabei sehr spezifische – und historisch kontingente – Ver- fahren und Mechanismen der Einschreibung, Erfassung und Berechnung, die Internetnutzer auf bestimmte Weisen positionieren, um sie als beeindruckba- re Subjekte hervorzubringen. Um es präziser zu formulieren: Indem Algorith- men Wissen über uns produzieren (durch unser Onlineverhalten als Wegstre- cke) werden wir positioniert – gleichsam von uns selbst – als dieser oder jener Typ von Subjekt. So werden wir beispielsweise zu Subjekten die aktiv sind, Sport mögen, eine bestimmte Musik hören etc. Tatsächlich ist es die Vielfalt an Verfahren, Techniken und Technologien (die meisten sind algorithmisch) der Produktion bestimmter Gegenstandsgebiete des Wissens, die Online-Werbung von der Werbung in anderen Medien unterscheidet. Diese Gegenstandsgebiete des Wissens wiederum fungieren als minutiös ausgeklügelte Choreographen ganz spezifischer Subjektpositionierungen. Basierend auf diesem Wissen, wird uns von Algorithmen Werbung gezeigt oder eben nicht. Über die Wer- bung erlangen wir wiederum Wissen von etwas und positionieren uns. Infol- ge dieses Vorgangs, indem wir positioniert werden und uns gleichsam ›aktiv‹ positionieren, nehmen wir uns als Subjekte wahr (und werden von anderen so wahrgenommen), die jene Produkte brauchen, wollen und begehren, die uns in den Werbungen gezeigt werden. Natürlich liegt die Sache nun nicht so, dass algorithmische Akteure uns einfach zu solchen Subjekten machen. Vielmehr ist es eher ein auf historisch kontingenten Mechanismen der Einschreibung, Erfassung und Berechnung beruhendes Wissensregime, das die Möglichkeits- bedingungen hervorbringt, unter denen Subjektivität verhandelt wird. Wir nehmen die Angebote diese oder jene Art Persönlichkeit zu sein, derweil mehr oder weniger bereitwillig an. Das Subjekt wird also im Anschluss an Foucaults Arbeiten zu Macht/Wissen nicht als ein Individuum konzipiert, das sich auf einen inneren Bedeutungskern (Überzeugungen, Bedürfnisse, Begierde etc.) reduzieren ließe, sondern als ein historisch in und durch spezifische Wissens- regime produziertes verstanden. Das meint, das Subjekt wird geformt indem es innerhalb eines Feldes korrelierender Macht- und Wissenselemente (in unserem Fall algorithmisch hergestelltes Wissen) positioniert wird. In dieser Positionierung, »ist das, was bewirkt, daß Körper, Gesten, Diskurse, Wünsche als Individuen identifiziert und konstituiert werden, eine der ersten Wirkun- gen der Macht« (Foucault 1978: 82). Wenn wir das Hervorbringen beeindruckbarer Subjekte durch online Wer- beanzeigen ins Auge fassen wollen, kommen wir nicht umhin, ebenso die Pro- duktion von Wissen/Macht durch den Strom und die Zirkulation von Hand-
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Algorithmuskulturen Über die rechnerische Konstruktion der Wirklichkeit
Titel
Algorithmuskulturen
Untertitel
Über die rechnerische Konstruktion der Wirklichkeit
Autor
Robert Seyfert
Herausgeber
Jonathan Roberge
Verlag
transcript Verlag
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-8394-3800-8
Abmessungen
14.8 x 22.5 cm
Seiten
242
Schlagwörter
Digitale Kulturen, Medienwissenschaft Kultur, Media studies, Technik, Techniksoziologie, Kultursoziologie, Neue technologien, sociology of technology, new technologies, Algorithmus
Kategorie
Technik
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