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Algorithmuskulturen - Über die rechnerische Konstruktion der Wirklichkeit
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3. #trendingistrending 85 sie uns mitteilten, was zu einem gegebenen Zeitpunkt gerade populär war. Allerdings ist der Umstand, dass das Wort ›trending‹ Teil des Zeitgeistes ist, ein Indikator für die Art und Weise, wie eine spezifische Formation von Popu- larität unsere Aufmerksamkeit und Vorstellungskraft erobert hat. die effeKte der trending-algorithmen? Die Suchfunktion war der erste Grund zur Besorgnis für Soziologinnen und Soziologen, den algorithmischen Medien ihr Interesse zu widmen. Ob sie nun den Begriff des ›Algorithmus‹ nutzten oder nicht, Forschungen zu potentiel- len Verzerrungen bei der Suche (Granka 2010; Halavais 2008; Introna/Nissen- baum 2000) und der Personalisierung von Nachrichten (Pariser 2012) waren die prägenden Bedenken hinsichtlich der Algorithmen und ihres Einflusses auf Kultur. Angesichts der Tatsache, dass die Plattformen immer mehr Mittel und Wege suchten die Präferenzen eines jeden einzelnen Nutzers zu ermit- teln (Stalder/Mayer 2009; Zimmer 2008), bestand der Antrieb dieser Arbeiten einerseits im Wegfall gemeinsamer Erfahrung und dem Aufbrechen von Öf- fentlichkeiten, sowie andererseits im ansteigenden Datenmissbrauch und der kommerziellen Verwertung von Informationen. Anders als Suchalgorithmen, versprechen Trending-Algorithmen einen Einblick in das, was bei anderen Interesse und Wohlgefallen hervorruft – sie fungieren als ein Barometer für das, was gerade vor sich geht. Sie offerieren jene zufälligen Entdeckungen, die in einem personalisierten Nachrichtenum- feld verloren zu gehen drohten. Anstatt sie zu zerreißen, rufen Trending-Algo- rithmen Öffentlichkeiten eher zusammen (dieweil sie einige Öffentlichkeiten gegenüber anderen privilegieren). Andererseits liefern Trending-Algorithmen eher Hieroglyphen als Einbli- cke. ›Trending‹ ist eine kryptische Kategorie, die auch sich mit den genannten Messinstrumenten nur selten aufschlüsseln lässt. Trends sind keine unab- hängigen Phänomene: Anders als beispielsweise Abonnentenzahlen oder die Anzahl an Likes, beanspruchen sie noch nicht einmal, verifizierbare Fakten darzustellen. ›Trends‹ können hunderte Bedeutungen annehmen oder auch gar nichts bedeuten. Trending-Algorithmen müssen nicht im strengen Sinne zutreffend sein, sie dürfen lediglich nicht gänzlich falsch liegen. Aber sie be- anspruchen, etwas über öffentliche Aufmerksamkeit jenseits der von der Nut- zerin ausgewählten Community aus Freunden oder Followers auszusagen. Sie sagen etwas über kulturelle Relevanz aus – vielleicht implizit, vielleicht auch fehlerhaft – in jedem Fall sind wir angehalten, sie als solche zu interpretieren. Sie kristallisieren populäre Aktivitäten zu etwas Lesbarem und leiten es dann an uns zurück, oftmals im gleichen Moment in dem weitere Aktivitäten statt- finden.
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Algorithmuskulturen Über die rechnerische Konstruktion der Wirklichkeit
Titel
Algorithmuskulturen
Untertitel
Über die rechnerische Konstruktion der Wirklichkeit
Autor
Robert Seyfert
Herausgeber
Jonathan Roberge
Verlag
transcript Verlag
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-8394-3800-8
Abmessungen
14.8 x 22.5 cm
Seiten
242
Schlagwörter
Digitale Kulturen, Medienwissenschaft Kultur, Media studies, Technik, Techniksoziologie, Kultursoziologie, Neue technologien, sociology of technology, new technologies, Algorithmus
Kategorie
Technik
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