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Algorithmuskulturen - Über die rechnerische Konstruktion der Wirklichkeit
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Tarleton Gillespie92 Werbeagenturen und Partnern durchgeführt werden. Die Ergebnisse dieser Analysen kriegen die Nutzerinnen freilich nur selten zu sehen. Morris schlägt in diesem Kontext vor, dass wir uns vermehrt den Informa- tionsvermittlern widmen sollten, »einer auftauchenden Ebene von Organisatio- nen, […] die die Nutzung digital-kultureller Produkte überwachen, nutzen und vermitteln (z.B. E-Books, Musikdateien, Video-Streams etc.). Ebenso erfassen sie, mittels sozialer und neuer Medientechnologien wie das Publikum auf die- se Produkte reagiert« (Morris 2015: 447). Diese Informationsvermittler haben die Aufgaben der Geschmacksformung und der »Herstellung des Publikums« (Bermejo 2009) übernommen. Ferner beginnen wir eine Form der automa- tisierten Informationsproduktion zu beobachten, die auf Nachfrage und mit Bezug auf die Messungen der Publikumsinteressen hergestellt wird (Anderson 2011). Die Einordnung der Trending-Algorithmen als ein Teil historischer Be- strebungen, »das Populäre zu erkennen« hebt einige interessante Merkmale der Trending-Algorithmen hervor und lenkt den Blick darauf, wie sie unsere Auseinandersetzung mit Kultur vermitteln. Es zeigt sich so, wie diese Metri- ken immer beides sind: mathematisch und subjektiv; wie sie stets geprägt sind durch bestimmte Gewichtungen und Interessen des kommerziellen Prismas und es unterstreicht, dass diese Messinstrumente ihre Bedeutung durch die- jenigen Plattformen und Branchen erlangen, die sie generieren. die metriKen selbst Werden Zu Kulturellen objeKten Und dennoch würde ich behaupten, dass uns, sofern wir die Trending-Algo- rithmen allein in Hinblick auf ihre potentiellen Auswirkungen auf die Kultur betrachten, eine Dimension verloren geht. Wir übersehen dann, wie die Algo- rithmen selbst rasch zu kulturellen Objekten werden. Trending-Algorithmen sind nicht nur von Belang, weil sie Kultur auf besondere Weisen repräsentie- ren, sondern weil sie selbst kulturell bedeutsam werden. Schließlich werden sie selbst zum Anziehungspunkt des Interesses; sie sind ›Sachverhalte‹, die debattiert und verfolgt werden; sie sind lesbare Anzeiger des sich wandelnden allgemeinen Geschmacks oder einer verrückt gewordenen Kultur – je nach Standpunkt des Betrachters. Wenn CNN diskutiert, was auf Twitter gerade ›trending‹ ist, nutzt es Trends als einen Index für das Populäre und behandelt diesen Index als kulturell relevant. Die Messungen dessen, was populär ist, erzählen Geschichten über die Öffentlichkeit; und sie werden von denjenigen, die sie erzeugen oder auch nur an ihnen teilhaben, als etwas entworfen das Geschichten erzählt. Einmal mehr erweisen sich die Zuschauermessungen hier als sinnvoller Vergleichspunkt. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden Zuschau-
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Algorithmuskulturen Über die rechnerische Konstruktion der Wirklichkeit
Titel
Algorithmuskulturen
Untertitel
Über die rechnerische Konstruktion der Wirklichkeit
Autor
Robert Seyfert
Herausgeber
Jonathan Roberge
Verlag
transcript Verlag
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-8394-3800-8
Abmessungen
14.8 x 22.5 cm
Seiten
242
Schlagwörter
Digitale Kulturen, Medienwissenschaft Kultur, Media studies, Technik, Techniksoziologie, Kultursoziologie, Neue technologien, sociology of technology, new technologies, Algorithmus
Kategorie
Technik
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