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Algorithmuskulturen - Über die rechnerische Konstruktion der Wirklichkeit
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Jean-Samuel Beuscart und Kevin Mellet126 qualifizieren. Einige davon treffen hier zu. Insbesondere teilen die Nutzerbe- wertungen eine gemeinsame ›Ontologie‹ oder Definition dessen, was einem Restaurant im Wesentlichen einen Wert verleiht. Auch durchlaufen Beitra- gende innerhalb des sozio-technischen Systems einen Prozess der ›Sozialisie- rung‹; sie lernen, wie man die besten Praktiken erkennt und repliziert: Kri- tiken werden mit der Zeit kürzer, kommen eher auf den Punkt und geben nur die wichtigsten Informationen. Dies geschieht aber nur indirekt durch die Nachahmung anderer Nutzer, denn es gibt auf der Seite keine direkten Inter- aktionen zwischen den Mitgliedern. Diese Sozialisierung in eine Bewertungskultur verläuft natürlich zwischen den einzelnen Individuen uneinheitlich. Wir stellten in unserer Stichprobe ei- nige kleinere Abweichungen hinsichtlich des Formats oder des intendierten Zielpublikums der Beiträge fest. Vor allem halten sich sporadische Beiträger (die mit nur einer oder zwei Rezensionen, die wir aus unserer Stichprobe aus- geschlossen hatten) nicht generell an die dominante Nutzungsweise der Sei- te. Ein Forschungsüberblick zu diesen Beitragenden deutet darauf hin, dass sie in erster Linie ihrem Wunsch folgen, starke Befriedigung oder Wut zum Ausdruck zu bringen, was sie eher in eine Linie mit der Darstellung eines typischen Beiträgers bringt, wie er in der bisherigen Literatur beschrieben wird (Pharabod 2015). Im Großen und Ganzen erkennen und internalisieren Beitragende durch wiederholte Nutzung der Seite die Konventionen der Be- wertungskultur. Bewertungsseiten sind letztlich auf die Balance zwischen zwei Kompo- nenten angewiesen: Auf der einen Seite ist eine Minderheit von regelmäßigen Nutzern mit der Bewertungskultur, wie wir sie beschrieben haben, vertraut; auf LaFourchette repräsentieren Nutzer, die fünf oder mehr Kritiken geschrie- ben haben, 13  % der Beitragenden und sind verantwortlich für etwas mehr als die Hälfte aller Beiträge. Auf der anderen Seite legt eine Mehrheit von ge- legentlichen Besuchern weniger gleichmäßige Beiträge an den Tag, die eher den »unregulierten Meinungen« ähneln, wie sie in der Forschungsliteratur er- wähnt werden: In unserem Fall schrieben 66  % der Beiträger nur eine Kritik. Es scheint, dass Nutzer sich durch ihre Praxis an die Standards und bewährten Verfahren dezentralisierter Bewertung gewöhnen und dabei lernen, den Aus- druck ihrer subjektiven Meinung zugunsten des Gemeinwohls zu kontrollie- ren. faZit Unsere Forschung ermöglicht ein besseres Verständnis der Funktionsweisen von Bewertungsseiten, deren Bedeutung für verschiedene Branchen weiter wächst. Neben den zwei Idealtypen von Beitragenden, die in der Forschungsli-
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Algorithmuskulturen Über die rechnerische Konstruktion der Wirklichkeit
Titel
Algorithmuskulturen
Untertitel
Über die rechnerische Konstruktion der Wirklichkeit
Autor
Robert Seyfert
Herausgeber
Jonathan Roberge
Verlag
transcript Verlag
Datum
2017
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-8394-3800-8
Abmessungen
14.8 x 22.5 cm
Seiten
242
Schlagwörter
Digitale Kulturen, Medienwissenschaft Kultur, Media studies, Technik, Techniksoziologie, Kultursoziologie, Neue technologien, sociology of technology, new technologies, Algorithmus
Kategorie
Technik
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