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Austrian Law Journal, Band 1/2015
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ALJ 1/2015 Stefan Arnold 12 gestohlenen Sachen.62 Auf solche Akzentuierungen scheint der internationale Kunstmarkt rea- giert zu haben: man spricht etwa von der Italian connection63: Gestohlene Kunstwerke werden wegen der niedrigen Hürden des gutgläubigen Erwerbs zunächst nach Italien gebracht und dort weiterverkauft.64 So entsteht ein reingewaschenes Eigentum am Kunstwerk, das auch dann wirksam bleibt, wenn das Bild anschließend etwa nach Österreich verbracht wird – auch, wenn strengere Anforderungen des österreichischen Sachenrechts keinen Eigentumsübergang zugelassen hätten.65 3. Vindikationsanspruch und Vindikationsverjährung Die lex rei sitae umfasst auch den Inhalt des Eigentumsrechts, wie § 31 Abs 2 IPRG klarstellt. Bei Kunstgegenständen ist dabei der Vindikationsanspruch, also der Herausgabeanspruch des Eigentümers gegen den Besitzer, die „eigentliche Eigentumsklage“ iSd § 366 ABGB, von ent- scheidender Bedeutung. Inhalt und Grenzen des Vindikationsanspruchs werden von der lex rei sitae bestimmt.66 Diese beantwortet auch die Frage, ob und gegebenenfalls innerhalb welcher Frist ein Herausgabeanspruch des Eigentümers verjährt.67 Der Grund dafür lässt sich in einer grundsätzlich akzessorischen Anknüpfung der Verjährung an den jeweils verjährenden An- spruch finden, also der Anknüpfung der Verjährung an die sog lex causae. Für das Vertrags- recht bringt etwa Art 12 Abs 1 lit d Rom I-VO diesen Grundsatz zum Ausdruck.68 Lex causae ist bei der Vindikation aber gerade die lex rei sitae; sie entscheidet über den Herausgabeanspruch des Eigentümers. Dabei muss, was hier nur am Rande erwähnt sei, eine funktionelle Qualifika- tion lege fori vorausgehen, wenn ausländische Rechtsordnungen die Verjährung als prozessua- les Institut begreifen.69 Für die Verjährung des Vindikationsanspruchs gilt also die lex rei sitae als lex causae. 62 Dazu aus jüngerer Zeit etwa Jayme/Marzocco, Zum gutgläubigen Erwerb in Italien gestohlener Kraftfahrzeuge – Fragen des Internationalen Privat- und Verfahrensrechts, in FS Schütze (2015) 205; siehe ferner Anton, Guter Glaube, 133 ff; Karner, Gutgläubiger Mobiliarerwerb (2006) 16; PEL/Lurger, Faber, Principles of European Law: Ac- quisition and loss of ownership of goods (2011) Chapter 3, Article VIII – 3:101, Notes, V, 112. 63 Arendholz in Hoeren/Holznagel/Ernstschneider 227 f; Damm in Hoeren/Holznagel/Ernstschneider 248 f; Anton, Guter Glaube 133 ff; Karner, Gutgläubiger Mobiliarerwerb 16; Schack, Kunst und Recht2 Rz 507, 523; Müller-Katzenburg, NJW 1999, 2554 f. 64 Arendholz in Hoeren/Holznagel/Ernstschneider 227 f; Schack, Kunst und Recht2 Rz 507, 523; Ein anschauliches Beispiel für den gutgläubigen Erwerb gestohlener und nach Italien verbrachter Kunstwerke bietet der Sachver- halt in Winkworth v. Christie, Manson & Woods Ltd. [1980] 1 All ER 1121, [1980] 2 WLR 937. 65 Vgl Neumayr in KBB4 § 7 IPRG Rz 1, § 31 IPRG Rz 3; Verschraegen in Rummel, ABGB II/63 § 31 IPRG Rz 21; siehe auch Müller-Katzenburg, NJW 1999, 2554. 66 Neumayr in KBB4 § 31 IPRG Rz 2; Verschraegen in Rummel, ABGB II/63 § 31 IPRG Rz 11 f. 67 Dazu aus der auf das österreichische Kollisionsrecht durchaus übertragbaren deutschen Judikatur etwa OLG Stuttgart 19 U 47/05 NJOZ 2007, 2064; Hachmeister, Gestohlene und unrechtmäßig verbrachte Kulturgüter im Kaufrecht (2012) 103; Hartung, Kunstraub 353 ff; Müller-Katzenburg, NJW 1999, 2555 f. 68 Leible in Mansel/Hüßtege (Hrsg), NomosKommentar BGB: Rom-Verordnungen VI (2013) Art 12 Rom I-VO Rz 27 ff; Musger in Koziol/P. Bydlinski/Bollenberger (Hrsg), Kurzkommentar zum ABGB4 (2014) Art 12 Rom I-VO Rz 2; Spellen- berg in Rixecker/Säcker/Oetker (Hrsg), Münchener Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch X6 (2015) Art 12 Rom I-VO Rz 124. 69 Sonnenberger in Rixecker/Säcker/Oetker (Hrsg), Münchener Kommentar zum Bürgerlichen Gesetzbuch X6 (2015) Art 4 EGBGB Rz 37 ff, 55, Art 6 EGBGB Rz 92; S. Lorenz in Bamberger/Roth (Hrsg), Beck‘scher Online-Kommentar BGB (2014) Art 6 EGBGB Rz 18; Lurger/Melcher, IPR Rz 1/78 ff. Die Verjährung hätte wegen der aktionenrechlichen Konzeption des ABGB auch im österreichischen Recht prozessual konstruiert werden können.
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Austrian Law Journal Band 1/2015
Titel
Austrian Law Journal
Band
1/2015
Autor
Karl-Franzens-Universität Graz
Herausgeber
Brigitta Lurger
Elisabeth Staudegger
Stefan Storr
Ort
Graz
Datum
2015
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
Abmessungen
19.1 x 27.5 cm
Seiten
188
Schlagwörter
Recht, Gesetz, Rechtswissenschaft, Jurisprudenz
Kategorien
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