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Austrian Law Journal, Band 1/2018
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ALJ 2018 Christoph Kronthaler 41 Erste Zweifel daran, dass § 6 Abs 1 Z 5 KSchG beim Verbraucherkredit uU auch eine „umgekehrte Zinszahlungspflicht“ des Kreditgebers begründen könnte, ergeben sich bereits aus dem Wortlaut der Bestimmung: Dieser bezieht sich ausschließlich auf das vom Verbraucher zu leistende Ent- gelt.120 Aber auch zur Erreichung des Normzwecks bedarf es keiner „Negativverzinsung“ des Kre- dits. Es kommt ja entscheidend darauf an, dass das ursprüngliche Äquivalenzverhältnis von Leis- tung und Gegenleistung während der gesamten Vertragslaufzeit möglichst aufrechterhalten wird. Fällt die Gegenleistung zur Gänze weg, weil der Verbraucherkreditnehmer überhaupt keine Zin- sen mehr an den Kreditgeber zu bezahlen hat, bedarf es keiner Anpassungssymmetrie mehr, welche ja ausschließlich dazu dient, die Beibehaltung der anfänglichen Wertrelation von Leistung und Gegenleistung sicherzustellen.121 VI. Ungeklärte Folgefragen A. Keine Untergrenze ohne Obergrenze? In der Literatur122 wird die Auffassung vertreten, dass § 6 Abs 1 Z 5 KSchG selbst dann, wenn eine Untergrenze für den Sollzinssatz („Zinsfloor“) festgelegt wurde, keine Obergrenze („Zinscap“) verlange. Dem ist allerdings entschieden entgegenzutreten: Jede Untergrenze in Form eines Mindestsoll- zinssatzes, wo auch immer diese genau festgesetzt wird, limitiert die zukünftigen „Zinsände- rungschancen“ des Kreditnehmers nach unten hin, obwohl dieser gleichzeitig einem unbegrenz- ten „Zinsänderungsrisiko“ nach oben hin ausgesetzt ist. Die von § 6 Abs 1 Z 5 KSchG geforderte Aufrechterhaltung der ursprünglichen subjektiven Äquivalenz zwischen Leistung und Gegenleis- tung wäre somit nicht gewährleistet.123 Sobald sich der Kreditgeber am Interbankenmarkt oder auf sonstige Weise (zB durch Einlagen- oder Anleiherefinanzierung) günstiger refinanzieren kann als zum Mindestsollzinssatz, den der Kreditnehmer ja in jedem Fall zu bezahlen hätte, käme es zu einer einseitigen Erhöhung der Gewinnmarge des Kreditgebers. Dies möchte § 6 Abs 1 Z 5 KSchG aber gerade verhindern.124 Es entspricht überdies der stRsp,125 dass bei Zinsgleitklauseln „eine Entgeltsenkung im gleichen Ausmaß und in der gleichen zeitlichen Umsetzung wie eine Entgeltsteige- rung zu erfolgen“ hat. Zur Festsetzung von Unter- und Obergrenze noch genauer unter Pkt VI.C. 120 Kronthaler, Zak 2016, 129; ders, ÖJZ 2017, 107; ders, Zak 2017, 226; diesem folgend Aichberger-Beig in Kle- tečka/Schauer, ABGB-ON1.03 § 988 Rz 12/1; insoweit zustimmend auch G. Graf, Rechtliche Konsequenzen der ver- pflichtenden Verzinsung von Spareinlagen für den Streit über die Negativzinsen, ÖBA 2016, 722 (723 FN 7); Told, ÖBA 2017, 839; OGH ; OGH 8 Ob 107/16t = ZFR 2017, 556 (Ruhm); OGH 9 Ob 35/17p = ZFR 2017, 550. 121 So auch Told, ÖBA 2017, 838 f. IdS wohl bereits Ch. Rabl, VbR 2016, 63. 122 Zöchling-Jud, ÖBA 2015, 328; Ch. Rabl, VbR 2016, 63; G. Graf, ZFR 2017, 368 ff; Eliskases, JBl 2017, 741; S. Foglar- Deinhardstein, ÖBA 2018, 47; aA Kolba, VbR 2015, 50; Leupold, VbR 2015, 84; Haghofer, VbR 2016, 62; Kriegner, ÖBA 2016, 514; Kronthaler, ÖJZ 2017, 106 f; Told, ÖBA 2017, 844. 123 Daher richtig OGH 4 Ob 60/17b = ÖBA 2017, 422 (krit B. Koch); OGH 8 Ob 101/16k = ZFR 2017, 393; OGH 8 Ob 107/16t = ZFR 2017, 556 (Ruhm); OGH 4 Ob 107/17i = VbR 2017, 174; OGH 6 Ob 51/17v = ÖBA 2017, 867. 124 ErläutRV 311 BlgNR 20. GP 19; vgl auch Kronthaler, ÖJZ 2017, 106; zust Told, ÖBA 2017, 844 ff. 125 OGH 5 Ob 266/02g = SZ 2002/154; OGH 10 Ob 13/17k = VbR 2017, 105; OGH 4 Ob 60/17b = ÖBA 2017, 422 (krit B. Koch); OGH 8 Ob 101/16k = ZFR 2017, 393; OGH 8 Ob 107/16t = ZFR 2017, 556 (Ruhm); RIS-Justiz RS0117365. IdS bereits Koitz-Arko, ÖBA 1998, 11.
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Austrian Law Journal Band 1/2018
Titel
Austrian Law Journal
Band
1/2018
Autor
Karl-Franzens-Universität Graz
Herausgeber
Brigitta Lurger
Elisabeth Staudegger
Stefan Storr
Ort
Graz
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
Abmessungen
19.1 x 27.5 cm
Seiten
68
Schlagwörter
Recht, Gesetz, Rechtswissenschaft, Jurisprudenz
Kategorien
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