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Austrian Law Journal, Band 2/2016
Seite - 116 -
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ALJ 2/2016 Christoph Bezemek 116 sind,64 sich in der Tat als Vorteil erweisen könnte, weil in ihr die Schutzdichte (unter Inkaufnahme, bzw auch aufgrund zahlreicher Überlappungen) besonders hoch ist;65 ein Phänomen, das durch das formale Verständnis „verfassungsgesetzlich gewährleisteter Rechte“ iSv Art 144 B-VG zusätz- lich befördert wird.66 2. Akkreszenz Die zweite Hilfsthese („Akkreszenzthese“) verstärkt die erste: Denn nicht nur sind die Grund- rechtskataloge, die für die österreichische Rechtsordnung Geltung beanspruchen, und die sie flankierenden Einzelgewährleistungen zahlreich und mehrfach verschränkt: Der vielfach ver- schränkte Grundrechtsbestand expandiert.67 Die großzügige judikative Handhabung der Einzel- gewährleistungen im Dialog zwischen Straßburg, Wien und Luxemburg, gepaart mit einem evolu- tiven Interpretationsverständnis,68 bewirkt eine beständige Erweiterung der grundrechtlichen Freiheitssphären.69 Allein die anekdotische Evidenz dafür ist umfassend:70 Da kommt ein „Recht auf Vergessen-werden“ auf;71 da fällt nackt zu wandern unter den Schutz freier Meinungsäuße- rung,72 der gesunde Nachtschlaf dem Recht auf Achtung des Privatlebens73 sowie die bloße An- drohung von Folter dem Folterverbot.74 Im Bereich der EMRK verstärkt die Kombination der distinkten Freiheitssphären und des akzesso- rischen Diskriminierungsverbots, das „auch dann [zur] Anwendung [kommt], wenn ein Vertrags- staat der EMRK im Regelungsbereich eines Konventionsrechts mehr Rechte zuerkennt, als nach der EMRK notwendig ist“,75 diesen Effekt.76 64 Vgl nur den Überblick bei Schäffer, die Entwicklung der Grundrechte, in Merten ea (Hrsg), Handbuch der Grund- rechte VII/1² (2014) Rz 45 ff. 65 Vgl für das Grundrecht auf Meinungsfreiheit nur das Verhältnis von Art 13 StGG, (Art 11 GRC iVm Art 52 Abs 3 GRC,) Art 10 EMRK und dem Beschluß der Provisorischen Nationalversammlung über die Aufhebung der Zensur sowie auf Schrankenebene etwa das Zusammenspiel von Art 9 Abs 2 EMRK (sowie Art 10 GRC iVm Art 52 Abs 3 GRC) und Art 63 Abs 2 Stv St Germain vor dem Hintergrund von Art 53 EMRK – dazu etwa VfSlg 15.394/1998 und VfSlg 19.349/2011. 66 Vgl nur VfSlg 16.584/2002 mwN. 67 Vgl nur Dothan, In Defence of Expansive Interpretation in the European Court of Human Rights, Cambridge Journal of International and Comparative Law 2014, 508. 68 Grundlegend EGMR 25. 4. 1978, 5856/72, Tyrer/UK Rz 31: „The Court must […] recall that the Convention is a living instrument which, as the Commission rightly stressed, must be interpreted in the light of present-day con- ditions.“ Dazu aus der Literatur etwa Letsas, The ECHR as a living instrument: its meaning and legitimacy, in Føllesdal ea (Hrsg), Constituting Europe: The European Court of Human Rights in a National, European and Global Context (2013) 106. 69 Vgl aus österreichischer Perspektive nur die Darstellung bei Lienbacher, in Khakzadeh-Leiler ea (Hrsg), Interessen- abwägungen und Abwägungsentscheidungen (2014) 85 (100 f). 70 Vgl zum Folgenden näher die Diskussion bei Richter, EMRK/GG: Konkordanzkommentar zum europäischen und deutschen Grundrechtsschutz I² (2013), 444 (479 ff). 71 EuGH 13.5.2014, C-131/12, Google Spain SL; näher dazu etwa Sartor, The right to be forgotten: balancing interests in the flux of time, International Journal of Law and Information Technology 2016, 72. 72 EGMR 28. 10. 2014, 49327/11, Gough/UK. 73 EGMR 8. 7. 2003 (GK), 360/22/97, Hatton and Others/UK. 74 EGMR 1. 6. 2010 (GK), 22978/05, Gäfgen/Germany. 75 VfSlg 19.942/2014. 76 Vgl etwa die Diskussion bei Gerards, The Discrimination Grounds of Article 14 of the European Convention on Human Rights, Human Rights Law Review 2013, 99.
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Austrian Law Journal Band 2/2016
Titel
Austrian Law Journal
Band
2/2016
Autor
Karl-Franzens-Universität Graz
Herausgeber
Brigitta Lurger
Elisabeth Staudegger
Stefan Storr
Ort
Graz
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
Abmessungen
19.1 x 27.5 cm
Seiten
40
Schlagwörter
Recht, Gesetz, Rechtswissenschaft, Jurisprudenz
Kategorien
Zeitschriften Austrian Law Journal
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