Seite - 124 - in Amerika
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selbst hast zugegeben, daß er allein gekommen ist, aber nicht allein weggehen
konnte, und er selbst hat ja im Schlafsaal herumgeschrien, daß er dein Gast
ist. Fraglich also bleiben jetzt nur noch zwei Dinge, die du, wenn du die
Sache vereinfachen willst, selbst beantworten kannst, die man aber schließlich
auch ohne deine Mithilfe wird feststellen können: Erstens, wie hast du dir den
Zutritt zu den Vorratskammern verschafft, und zweitens, wie hast du
verschenkbares Geld angesammelt?«
›Es ist unmöglich, sich zu verteidigen, wenn nicht guter Wille da ist‹, sagte
sich Karl und antwortete dem Oberkellner nicht mehr, so sehr Therese
wahrscheinlich darunter litt. Er wußte, daß alles, was er sagen konnte,
hinterher ganz anders aussehen würde, als es gemeint gewesen war, und daß
es nur der Art der Beurteilung überlassen bleibe, Gutes oder Böses
vorzufinden.
»Er antwortet nicht«, sagte die Oberköchin.
»Es ist das Vernünftigste, was er tun kann«, sagte der Oberkellner.
»Er wird sich schon noch etwas ausdenken«, sagte der Oberportier und
strich mit der früher grausamen Hand behutsam seinen Bart.
»Sei still«, sagte die Oberköchin zu Therese, die an ihrer Seite zu
schluchzen begann, »du siehst, er antwortet nicht, wie kann ich denn da etwas
für ihn tun? Schließlich bin ich es, die vor dem Herrn Oberkellner unrecht
behält. Sag doch, Therese, habe ich deiner Meinung nach etwas für ihn zu tun
versäumt?« Wie konnte das Therese wissen, und was nützte es, daß sich die
Oberköchin durch diese öffentlich an das kleine Mädchen gerichtete Frage
und Bitte vor diesen beiden Herren vielleicht viel vergab?
»Frau Oberköchin«, sagte Karl, der sich noch einmal aufraffte, aber nur um
Therese die Antwort zu ersparen, zu keinem anderen Zweck, »ich glaube
nicht, daß ich Ihnen irgendwie Schande gemacht habe, und nach genauer
Untersuchung müßte das auch jeder andere finden.«
»Jeder andere«, sagte der Oberportier und zeigte mit dem Finger auf den
Oberkellner, »das ist eine Spitze gegen Sie, Herr Isbary.«
»Nun, Frau Oberköchin«, sagte dieser, »es ist halb sieben, hohe und
höchste Zeit. Ich denke, Sie lassen mir am besten das Schlußwort in dieser
schon allzu duldsam behandelten Sache.«
Der kleine Giacomo war hereingekommen, wollte zu Karl treten, ließ aber,
durch die allgemein herrschende Stille erschreckt, davon ab und wartete.
Die Oberköchin hatte seit Karls letzten Worten den Blick nicht von ihm
gewendet, und es deutete auch nichts daraufhin, daß sie die Bemerkung des
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Buch Amerika"
Amerika
- Titel
- Amerika
- Autor
- Franz Kafka
- Datum
- 1927
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 212
- Schlagwörter
- Der Verschollene, Literatur, Schriftsteller, Erzählung
- Kategorien
- Weiteres Belletristik