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Amok - Novellen einer Leidenschaft
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Da packt mich der Zorn, der rote, sinnlose Zorn. »Dann werde ich fordern, wenn Sie nicht bitten wollen. Ich glaube, ich muß nicht erst deutlich sein – Sie wissen, was ich von Ihnen begehre. Dann – dann werde ich Ihnen helfen.« Einen Augenblick starrte sie mich an. Dann – o ich kann, ich kann nicht sagen, wie entsetzlich das war – dann spannten sich ihre Züge, und dann … dann lachte sie mit einem Male … lachte sie mir mit einer unsagbaren Verächtlichkeit ins Gesicht … mit einer Verächtlichkeit, die mich zerstäubte … und die mich berauschte zugleich … Es war wie eine Explosion, so plötzlich, so aufspringend, so mächtig losgesprengt von einer ungeheuren Kraft dieses Lachen der Verächtlichkeit, daß ich … ja daß ich hätte zu Boden sinken können und ihr die Füße küssen. Eine Sekunde dauerte es nur … es war wie ein Blitz, und ich hatte das Feuer im ganzen Körper … da wandte sie sich schon und ging hastig auf die Tür zu. Unwillkürlich wollte ich ihr nach … mich entschuldigen … sie anflehen … meine Kraft war ja ganz zerbrochen … da kehrte sie sich noch einmal um und sagte … nein, sie befahl: »Unterstehen Sie sich nicht mir zu folgen oder nachzuspüren … Sie würden es bereuen.« Und schon krachte hinter ihr die Türe zu.« * Wieder ein Zögern. Wieder ein Schweigen … Wieder nur dies Rauschen, als ob das Mondlicht strömte. Und dann endlich wieder die Stimme. »Die Tür schlug zu … aber ich stand unbeweglich an der Stelle … ich war gleichsam hypnotisiert von dem Befehl … ich hörte sie die Treppe hinabsteigen, die Haustür zumachen … ich hörte alles, und mein ganzer Wille drängte ihr nach … sie … ich weiß nicht was … sie zurückzurufen, oder zu schlagen oder zu erdrosseln … aber ihr nach … ihr nach … Und doch konnte ich nicht. Meine Glieder waren gleichsam gelähmt wie von einem elektrischen Schlag … ich war eben getroffen, getroffen bis ins Mark hinein von dem herrischen Blitz dieses Blickes … Ich weiß, das ist nicht zu erklären, nicht zu erzählen … es mag lächerlich klingen, aber ich stand und stand … ich brauchte Minuten, vielleicht fünf, vielleicht zehn Minuten, ehe ich einen Fuß wegreißen konnte von der Erde … Aber kaum daß ich einen Fuß gerührt, war ich schon heiß, war ich schon rasch … im Nu eilte ich die Treppe hinab … Sie konnte ja nur die Straße hinabgegangen sein zur Zivilstation … ich stürze in den Schuppen, das Rad zu holen, sehe, daß ich den Schlüssel vergessen habe, reiße den Verschlag auf, 24
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Amok Novellen einer Leidenschaft
Titel
Amok
Untertitel
Novellen einer Leidenschaft
Autor
Stefan Zweig
Datum
1922
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
158
Kategorien
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