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Amok - Novellen einer Leidenschaft
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Seite - 26 - in Amok - Novellen einer Leidenschaft

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Rasender muß ich ihnen erscheinen, wie ich da naß und schmierig ankam, die Frage voranschreiend, ehe ich noch stand … Unten an der Straße sehe ich weiß den Qualm des Autos wirbeln … es ist ihr gelungen … gelungen wie alles ihrer harten, grausam harten Berechnung gelingen muß. Aber die Flucht hilft ihr nichts … In den Tropen gibt es kein Geheimnis unter den Europäern … einer kennt den andern, alles wird zum Ereignis … Nicht umsonst ist ihr Chauffeur eine Stunde im Bungalow der Regierung gestanden … in einigen Minuten weiß ich alles … Weiß, wer sie ist … daß sie unten in – nun in der Regierungsstadt wohnt, acht Eisenbahnstunden von hier … daß sie – nun sagen wir, die Frau eines Großkaufmannes ist, rasend reich, vornehm, eine Engländerin … ich weiß, daß ihr Mann jetzt fünf Monate in Amerika war und nächster Tage eintreffen soll, um sie mit nach Europa zu nehmen … Sie aber – und wie Gift brennt sich mir der Gedanke in die Adern hinein – sie kann höchstens zwei oder drei Monate in andern Umständen sein … « * »Bisher konnte ich Ihnen noch alles begreiflich machen … vielleicht nur deshalb, weil ich bis zu diesem Augenblicke mich noch selbst verstand … mir als Arzt immer die Diagnose meines Zustands selbst stellte. Aber von da an begann es wie ein Fieber in mir … ich verlor die Kontrolle über mich … das heißt, ich wußte genau, wie sinnlos alles war, was ich tat; aber ich hatte keine Macht mehr über mich … ich verstand mich selbst nicht mehr … ich lief nur in der Besessenheit meines Ziels vorwärts … Übrigens warten Sie … vielleicht kann ich es Ihnen doch begreiflich machen … Wissen Sie, was Amok ist?« »Amok? … ich glaube mich zu erinnern … Eine Art Trunkenheit bei den Malaien … « »Es ist mehr als Trunkenheit … es ist Tollheit, eine Art menschlicher Hundswut … ein Anfall mörderischer, sinnloser Monomanie, der sich mit keiner andern alkoholischen Vergiftung vergleichen läßt … ich habe selbst während meines Aufenthaltes einige Fälle studiert – für andere ist man ja immer sehr klug und sehr sachlich – ohne aber je das furchtbare Geheimnis ihres Ursprungs freilegen zu können … Irgendwie hängt es mit dem Klima zusammen, mit dieser schwülen, geballten Atmosphäre, die auf die Nerven wie ein Gewitter drückt, bis sie einmal losspringen … Also Amok … ja, Amok, das ist so: Ein Malaie, irgendein ganz einfacher, ganz gutmütiger Mensch, trinkt sein Gebräu in sich hinein … er sitzt da, stumpf, gleichgültig, matt … so wie ich in meinem Zimmer saß … und plötzlich springt er auf, faßt den Dolch und rennt auf die Straße … rennt geradeaus, immer nur 26
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Amok Novellen einer Leidenschaft
Titel
Amok
Untertitel
Novellen einer Leidenschaft
Autor
Stefan Zweig
Datum
1922
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
158
Kategorien
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