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ANNA FREUDS LITERARISCHE TExTE EINFÜHRUNG
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der Martin Freud pflegte das Image des ›Familiendichters‹;114 Maler zu
werden war der Hauptberufswunsch ihres Bruders Ernst;115 dessen Sohn
Lucian Freud erlangte als Porträt- und Aktmaler Weltberühmtheit; Lilly
Freud-Marlé, die Tochter von Freuds Schwester Maria Freud, arrivierte als
Bühnenrezitatorin;116 Tom Seidmann-Freud, ebenfalls eine Tochter von Ma-
ria Freud, vereinigte ihr malerisches mit ihrem literarischen Talent in der
erfolgreichen Produktion von Bilderbüchern für Kinder;117 Martin Freuds
Tochter (Miriam) Sophie Freud ist neben ihrer Tätigkeit als Sozialwissen-
schafterin auch Autorin von (auto)biografisch-literarischen Büchern; ihre
Tochter Andrea Freud-Loewenstein publiziert immer wieder literarische
Texte; und Lucian Freuds Tochter Esther Freud lebt als mittlerweile sehr
bekannte Schriftstellerin in London. – Die Affinität zur Literatur wurde
Anna gleichsam in die Wiege gelegt: Literatur und Psychoanalyse bildeten
von Anfang an ein »Feld der diskursiven Überschneidung« 118 In einem Brief
an Arthur Schnitzler schreibt Sigmund Freud: ich habe immer wieder, wenn
ich mich in Ihre schönen Schöpfungen vertiefe, hinter deren poetischem
Schein die nämlichen Voraussetzungen, Interessen und Ergebnisse zu finden
geglaubt, die mir als die eigenen bekannt waren.119 Autoren und Autorinnen
der (Wiener) Moderne begannen sich nach der Jahrhundertwende rasch
mit der Psychoanalyse auseinanderzusetzen, und umgekehrt belegt Freud
selbst seine Theorien schon in der »Traumdeutung« immer wieder auch mit
Beispielen aus der Literatur 120 Berühmt geworden ist Freuds Bemerkung
über sein eigenes Schreiben, dass seine Krankengeschichten wie Novellen
zu lesen seien,121 und so gesehen ist es so abwegig nicht, dass ihm 1930
ausgerechnet der Goethe-Preis der Stadt Frankfurt verliehen wurde und
dass er sogar mehrmals für den Literatur-Nobelpreis propagiert wurde.122
114 SF-BadK, S 36 mit Anm 2 u S 104 f
115 SF-BadK, S 258
116 Tögel, Freuds Berliner Schwester, S 38 f
117 Murken, »… die Welt ist so uneben …«, S. 79 ff.
118 Gropp, Lou Andreas-Salomé, S 18
119 S Freud, Briefe an Arthur Schnitzler, S 97, Brief v 14 5 1922
120 Lohmann, Pfeiffer (Hg.), Freud-Handbuch, Kap. IV,5 u. IV,6.
121 Breuer, Freud, Studien über Hysterie, S. 180.
122 Gay, Freud, S. 512 f. Wiklund, Wie viel er auch dichtete. Kein Nobelpreis für Sig-
mund Freud, S 12
Anna Freud
Gedichte – Prosa – Übersetzungen
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Anna Freud
- Untertitel
- Gedichte – Prosa – Übersetzungen
- Herausgeber
- Brigitte Spreitzer
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2014
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79497-4
- Abmessungen
- 13.5 x 21.0 cm
- Seiten
- 144
- Schlagwörter
- Anna Freud, Psychoanalyse, Literatur, Frauengeschichte, Geschichte des Judentums, Wiener Moderne
- Kategorien
- Weiteres Belletristik