Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Weiteres
Belletristik
Anna Freud - Gedichte – Prosa – Übersetzungen
Seite - 42 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 42 - in Anna Freud - Gedichte – Prosa – Übersetzungen

Bild der Seite - 42 -

Bild der Seite - 42 - in Anna Freud - Gedichte – Prosa – Übersetzungen

Text der Seite - 42 -

ANNA FREUDS LITERARISCHE TExTE EINFÜHRUNG 42 Adeligen, die sich gegen ihn verbündet haben. Im Verlaufe eines Handge- menges gerät ein fünfzehnjähriger Junker, also ein Knabe in dem der Träu- merin entsprechenden Alter, in die Gewalt der Knechte des Grafen und wird auf die Burg gebracht. Er verbringt dort eine längere Zeit der Gefan- genschaft, aus der er schließlich befreit wird. Die Tagträumerin führt nun diese Handlung nicht einfach in aneinandergereihten Fortsetzungen, etwa wie bei einem Zeitungsroman, weiter, sondern benützt sie nur als eine Art äußeren Rahmens [!]. In diesen trägt sie lauter kleine oder größere, völlig in sich abgeschlossene und voneinander unabhängige Szenen ein, von de- nen jede einzelne wie eine wirkliche große Erzählung gebildet ist, also eine Einleitung, Entwicklung und Steigerung bis zum Höhepunkt besitzt. Sie ist dabei an kein logisch geordnetes Ausarbeiten des Stoffes gebunden, kann je nach Stimmung zu einer früheren oder späteren Erzählungsperiode zu- rückkehren und jederzeit zwischen zwei vollendete und zeitlich nebenein- andergesetzte Szenen noch eine neue einfügen, bis schließlich der Rahmen der Erzählung von der Fülle der darin untergebrachten Situationen fast gesprengt wird. In diesem einfachsten Tagtraum gibt es nur zwei wirklich handelnde Per- sonen, alle übrigen kann man als nebensächliches Beiwerk beiseite lassen. Die eine dieser Hauptpersonen ist der gefangene Knabe, den der Tagtraum mit allen möglichen guten und einnehmenden Eigenschaften ausstattet, die andere der Burggraf, der als finster und gewalttätig geschildert wird. Durch allerlei aus der Vergangenheit und Familiengeschichte der beiden hinzuge- fügte Details wird der Gegensatz zwischen ihnen noch verstärkt, also ein Untergrund von scheinbar unversöhnlicher Feindseligkeit eines Mächtigen, Starken gegen einen Unterworfenen, Schwachen geschaffen. Eine einlei- tende Hauptszene schildert dann das erste Zusammentreffen der beiden, in dem der Graf den Entschluß verrät, den Gefangenen durch Drohung mit der Folter zu einem Verrat zu bewegen, dadurch wird in dem Knaben die Über- zeugung seiner hilflosen Lage befestigt und seine Furcht vor dem Grafen erweckt. Auf diesen beiden Momenten bauen sich dann alle weiteren Situa- tionen auf. Zum Beispiel: Der Graf treibt es tatsächlich fast bis zur Folterung des Gefangenen, läßt aber im letzten Augenblick von ihm ab; er richtet ihn durch eine lange Kerkerhaft fast zugrunde, läßt ihn aber dann, noch ehe es zu spät ist, pflegen und wieder gesunden, er bedrängt ihn nach seiner Genesung von neuem, nur um ihn, von seiner Standhaftigkeit bezwungen,
zurück zum  Buch Anna Freud - Gedichte – Prosa – Übersetzungen"
Anna Freud Gedichte – Prosa – Übersetzungen
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Anna Freud
Untertitel
Gedichte – Prosa – Übersetzungen
Herausgeber
Brigitte Spreitzer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79497-4
Abmessungen
13.5 x 21.0 cm
Seiten
144
Schlagwörter
Anna Freud, Psychoanalyse, Literatur, Frauengeschichte, Geschichte des Judentums, Wiener Moderne
Kategorien
Weiteres Belletristik
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Anna Freud