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Anna Freud - Gedichte – Prosa – Übersetzungen
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ANNA FREUDS LITERARISCHE TExTE EINFÜHRUNG 44 die Rolle des Passiven, Schwachen (der Knabe des Rittertagtraums) auf zwei Gestalten verteilt. Die eine dieser Personen erlebt dann – nach glei- cher Vorgeschichte – die Strafe, die andere die Verzeihung. Die Strafszene ist hier an sich nicht lust- oder unlustbetont, sie bildet nur den Hintergrund, von dem die Liebesszene sich abhebt, und steigert deren Lustbetonung durch den Gegensatz.– Eine andere Möglichkeit ist, daß der Tagtraum den Passiven, während ihm Liebes zugefügt wird, in Gedanken eine vergange- ne Strafszene wieder durchleben läßt; auch hier erhöht der Gegensatz die Lustbetonung. Oder als dritte Möglichkeit: der Aktive, Starke erinnert sich, während die versöhnliche Stimmung des Höhepunktes über ihn kommt, an einen Straf- oder Schlageakt der Vergangenheit, in dem er, nach gleichem Vergehen, der Erleidende war. Das Schlagethema kann sich aber nicht nur wie in den eben geschilder- ten vier Fällen neben dem eigentlichen Thema des Tagtraums durchsetzen, sondern auch als wirkliches Hauptthema einer Tagtraumszene verarbeitet werden. Bedingung dafür ist aber der Wegfall eines für die Schlagephan- tasie unentbehrlichen Zuges, nämlich der Demütigung durch den Schlag. So gibt es in der schon oft erwähnten Hauptgeschichte unseres Mädchens einige besonders wirkungsvolle Szenen, deren Höhepunkte die Schilderun- gen eines Schlages oder eines Strafaktes sind, aber der eine als unbeab- sichtigt, der andere als Selbstbestrafung dargestellt. (…) Ist aber so die Schlagephantasie eine Rückkehr des Verdrängten, nämlich der inzestuösen Wunschphantasie, so sind andererseits die schönen Geschichten ihre Sub- limierung.174 Im dritten Abschnitt ihres Vortrags geht Anna Freud nun auf die Um- wandlung der ›hässlich-schönen‹ Geschichten in den geschriebenen Text – in Literatur ein: Hier liegt eine schriftliche Fixierung des Rittertagtraums vor, die von der Tagträumerin an einem bestimmten Zeitpunkt mehrere Jahre nach seinem ersten Auftauchen angefertigt worden war. Diese Nie- derschrift ist eine kurze, spannende Erzählung, deren Inhalt die Zeit der Gefangenschaft des Junkers umfaßt. An ihrem Ausgangspunkt steht die Folterung des Gefangenen, an ihrem äußersten Ende seine Weigerung, eine Flucht zu versuchen. Man ahnt hinter diesem freiwilligen Verbleiben auf der Burg seine Wendung zum Grafen. Alle Ereignisse sind als vergangen darge- 174 Anna Freud, Schlagephantasie und Tagtraum, S 153 u S 155
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Anna Freud Gedichte – Prosa – Übersetzungen
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Anna Freud
Untertitel
Gedichte – Prosa – Übersetzungen
Herausgeber
Brigitte Spreitzer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79497-4
Abmessungen
13.5 x 21.0 cm
Seiten
144
Schlagwörter
Anna Freud, Psychoanalyse, Literatur, Frauengeschichte, Geschichte des Judentums, Wiener Moderne
Kategorien
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