Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Weiteres
Belletristik
Anna Freud - Gedichte – Prosa – Übersetzungen
Seite - 86 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 86 - in Anna Freud - Gedichte – Prosa – Übersetzungen

Bild der Seite - 86 -

Bild der Seite - 86 - in Anna Freud - Gedichte – Prosa – Übersetzungen

Text der Seite - 86 -

ANNA FREUDS LITERARISCHE TExTE EINFÜHRUNG 86 leben der Auflösung einer konsistenten Realität führt seit der Jahrhun- dertwende zunehmend zum Verzicht auf kausales Erzählen; lyrische und dramatische Kleinformen, skizzenhafte Prosastücke versuchen das Un- feste und Flüchtige, das tendenziell Unauslotbare des Lebendigen in Mo- mentaufnahmen festzuhalten 404 Anna Freuds ›Prosastückchen‹ stehen in diesem Kontext avancierter Schreibexperimente europäischer Autoren und Autorinnen seit dem Ende des 19 Jahrhunderts 405 Dort, wo keinerlei erzählerischer Rahmen skizziert wird, nähern sich ihre Kürzesttexte dem Prosagedicht, einem Textmodell, das für junge Autoren der Zeit wie etwa auch Hofmannsthal oder Altenberg den »Reiz des Unbekannten und Inno- vativen, zudem Fremdartigen hatte« 406 Als Genre, das Gattungsgrenzen sprengt, steht das Prosagedicht literarhistorisch betrachtet für das Bemü- hen der künstlerischen Avantgarde, spezifische Modernitätserfahrungen ästhetisch umzusetzen 407 Es wäre demnach allzu vereinfachend, Anna Freuds Prosa formal als Ausdruck künstlerischen Scheiterns und inhalt- lich als Ausdruck misslingender Selbstschöpfung zu betrachten Sie steht in ihrem fragmentarischen Charakter auch für die spezifische Wirklich- keitserfahrung der Moderne, wie sie die Schriftsteller des Jungen Wien ästhetisch umzusetzen versuchten, und in ihrem thematischen Fokus auf die Flüchtigkeit, Vergänglichkeit, auf die Todesgeneigtheit des Lebens für eine Seinserfahrung, wie sie die Kinder des Fin de siècle prägte 408 Ähnlich wie die Lyrik kennzeichnen vor diesem Hintergrund Themen wie Aktivität und Passivität, Abschied, Aufbruch und die Suche nach einer Bleibe, in der das Fremdsein aufgehoben wäre, sowie immer wieder eben die Wahrneh- mung des Vergänglichen, Angst vor dem Tod und Sehnsucht danach die Texte. Expansionsbewegung und Paralyse-Erleben, wie sie für fast alle die- se Texte charakteristisch sind, treffen im Symbol des Schiffes aufeinander: In der Prosaskizze »Am Schiff«409, die unter dem Eindruck der Rückreise aus England im Jahr 1914 entstand, erscheint diese (scheinbare) Paradoxie 404 Fritz, Impressionismus, S 186 f 405 Bunzel, Das deutschsprachige Prosagedicht, S 4 406 Bunzel, Das deutschsprachige Prosagedicht, S 248 407 Vgl. dazu auch Bunzel, Das deutschsprachige Prosagedicht, S. 3 ff. 408 Fritz, Impressionismus, S. 185 ff. 409 Nr. 34
zurück zum  Buch Anna Freud - Gedichte – Prosa – Übersetzungen"
Anna Freud Gedichte – Prosa – Übersetzungen
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Anna Freud
Untertitel
Gedichte – Prosa – Übersetzungen
Herausgeber
Brigitte Spreitzer
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2014
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC 3.0
ISBN
978-3-205-79497-4
Abmessungen
13.5 x 21.0 cm
Seiten
144
Schlagwörter
Anna Freud, Psychoanalyse, Literatur, Frauengeschichte, Geschichte des Judentums, Wiener Moderne
Kategorien
Weiteres Belletristik
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Anna Freud