Seite - 12 - in Im Namen der Emanzipation - Antimuslimischer Rassismus in Österreich
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kiert. Salomon reagiert auf einen kritischen Leserbrief und betont in ihrer
Replik,dasssie»nirgendwodenIslam[…]oderdieExistenzvonMusliminnen
undMuslimeninÖsterreichinFrage[stelle]«.Rauschergrenztdenausseiner
Sicht illegitimen Sarrazin’schen Argumentationsgang, der sich auf Biologie
undGenestütze,voneiner legitimenCharakterisierung»dermeistenmusli-
mischenGesellschaften innerhalbundaußerhalbEuropas«als»rückständig«
ab. Treichler undRainer schließlich nennen das Kind beimNamen: Es be-
stehedieAngst,dassdieseThemen»mitRassismusgekoppelt«würden.Diese
Praxis schreibt Treichler »rechtsstehendenPolitikern« zu.Das links-liberale
›profil‹ seideshalb falscherAdressat solcherVorwürfe: »Ichglaube jeder,der
›profil‹kennt,weiß,dass›profil‹dasniemalstut,niemalsversuchthat«.Somit
illustrierendiese Schlaglichter auch, dass in den ›Islamdebatten‹ häufig ein
implizitesVerständnisvonRassismusalsgesellschaftlich illegitimem(Rede-)
Verhalten eingeschlossen ist, von dem alle Beteiligten sich tunlichst abzu-
grenzenversuchen.MartinaSalomongreift eineWendung imoffenenBrief
EmelYücelsauf–sieseheihreExistenzalsösterreichische,gutgebildete,be-
ruflicherfolgreicheMuslimindurchSalomonsArtikel inFragegestellt–und
nimmteineBedeutungsverschiebungvor,umden(nichtexplizitgemachten)
VorwurfdesRassismusabzuwehren.Sie,Salomon, stelleweder »den Islam,
eine einst ungemein tolerante und fortschrittlicheWeltreligion«, noch »die
Existenz vonMusliminnenundMuslimen inÖsterreich in Frage«.Um ihre
eigenePosition imFelddes legitimenSprechenszuverorten,nimmtsieeine
rhetorischeGrenzziehungvor,diemarkiert,wasjenseitsderLiniedesLegiti-
men liegt–wasalsogleichsamrassistischwäre.Rassismusmüsstedemnach
nicht nur die Ablehnung ›des Islam‹ beinhalten, sondern die »Existenz von
MusliminnenundMuslimen inÖsterreich« inFragestellen.Formal istdiese
Formulierungetwasundeutlich.ImKontextistabernichtdavonauszugehen,
dassSalomondieLeugnungderfaktischenExistenzderzudiesemZeitpunkt
rund600.000 inÖsterreich lebendenMuslimInnenmeint.Esbleibt nurdie
Interpretation übrig, dass es umdas Existenzrecht vonMuslimInnen geht.
DieGrenzedes illegitimenSprechenswirdhieralsoentlangderFragegezo-
gen,werüberhaupt inÖsterreich lebendürfensoll,oderumgekehrt,weraus
diesem Land vertrieben oder sonst wie eliminiert gehört. AuchHans Rau-
schermachtdurchseineDistanzierungvonSarrazinsAussagendeutlich,wo
erdieGrenzezwischenlegitimenundillegitimenRedeweisenverortet.Sarra-
zinhabe sich»ausdemseriösenDiskursherausgeschossen«, indemerbiolo-
gistischargumentiere,alsogesellschaftlicheVerhaltensweisenaufkörperlich-
biologischeUrsachenzurückführe.Rauscher identifiziertdieseUrsachenda-
Im Namen der Emanzipation
Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Titel
- Im Namen der Emanzipation
- Untertitel
- Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Autor
- Benjamin Opratko
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4982-0
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 366
- Schlagwörter
- Rassismus, Österreich, Islam, Moslem, Fremdenfeindlichkeit, Religion
- Kategorien
- Weiteres Belletristik