Seite - 14 - in Im Namen der Emanzipation - Antimuslimischer Rassismus in Österreich
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Diese einführendenBemerkungen sollen nicht darauf hinauslaufen, die
hierangeführtenJournalistInnenalsbesondersgeschicktoperierendeRassis-
tInnenzuentlarven,dieihrewahreAgendadurchbewusstenggehalteneRas-
sismusdefinitionen verbergen.DasProblem,demsichdiesesBuchwidmet,
ist einanderes.WirhabeneshäufigmitderReproduktionvonDiskursenzu
tun,dieMuslimInnenkollektiv abwerten.DieseReproduktion ist derEffekt
vielfältiger Praxenunterschiedlicher AkteurInnen, auch solcher, die sich als
liberal, fortschrittlich,nicht-oderantirassistischverstehenundsichbewusst
und aufrichtig von der politischenRechten distanzieren.Dieses Phänomen
wurde in den letzten Jahren vielfach identifiziert, beforscht und verschie-
dentlichbenannt.KaiHafez,PionierderErforschungmedialer Islam-Bilder
imdeutschsprachigenRaum, spricht von »rassistischer Salon-Islamophobie
[…],dieweit imeuropäischenBürgertumverbreitetundwenigtabuisiert ist«
und von grassierender »aufgeklärte[r] Islamophobie« (Hafez 2013: 128; 219).
ÄhnlichwurdedieReproduktionantimuslimischeroder»islamophober«Dis-
kursedurchals liberal oder links (selbst) positioniertenAkteurInnenetwa in
Großbritannien (Jackson 2018; Kundnani 2007; Lentin/Titley 2011; Richard-
son 2004), Frankreich (Delphy 2015), Belgien (Clycq 2015), denUSA (Kumar
2012; Kundnani 2014) und Deutschland (Attia 2009; Shooman 2014a; Tsia-
nos/Pieper 2011) beschrieben. Auch die sozialpsychologisch orientierte Ein-
stellungsforschung stellte fürDeutschland bereits früh fest, dass den Islam
bzw.MuslimInnenabwertendeEinstellungen»keineswegs […]nurbeiPerso-
nenausdemrechtenpolitischenLagerzufindenist,sondern,dassauchPer-
sonenausderpolitischen ›Mitte‹odermit linkerOrientierungnicht frei sind
vonsolchenAbwehrhaltungen«(Leibold/Kühnel2003: 111;vgl.Cakir2014:24).
Zuletzt unterschieden AurelienMondon und AaronWinter zwischen einer
»illiberal Islamophobia […] typically originating on the far-right andwithin
ultra-conservative circles« einerseitsundeiner »liberal Islamophobia«ande-
rerseits, »anchored in a pseudo-progressive narrative in the defence of the
rule of law based on liberal equality, freedomand rights« (Mondon/Winter
2017: 2158; 2162).
WiekönnenFormenderAbwertungund/oderDämonisierungvonMusli-
mInnenbzw.desIslaminihrerFunktionsweisebeschriebenunderklärtwer-
den,die imNamen liberaler, fortschrittlicheroderemanzipatorischerWerte
artikuliertwerdenundhäufigeine implizite oder expliziteAbwehrdesVor-
wurfesderDiskriminierungoderdesRassismusbeinhalten?Dasvorliegende
Buchwilldazubeitragen,dieseFragezubeantworten.Dazuwidmeichmich
zunächstdemgegenwärtigenStandderForschung imnoch jungenFeldder
Im Namen der Emanzipation
Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Titel
- Im Namen der Emanzipation
- Untertitel
- Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Autor
- Benjamin Opratko
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4982-0
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 366
- Schlagwörter
- Rassismus, Österreich, Islam, Moslem, Fremdenfeindlichkeit, Religion
- Kategorien
- Weiteres Belletristik