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30 ImNamenderEmanzipation
Dissemination nicht unberührt bleiben, sondern selbst transformiert und
amalgamiertwerden.
Ein zweiter Faktor, auf dendie Studie aufmerksammacht–auchwenn
er nicht explizit benannt wird – ist das Zusammenspiel älterer und neuer
Stereotypen.EinNFC-ReportausÖsterreich,der imAbschlussberichtzitiert
wird, stellt fest, dass »resentments, fears and constructions of the enemy,
whichhaveformedtohistoricburdensandalackininformation,nowcometo
thesurface.Theterroristattacksseemtoconfirmoldprejudices« (Allen/Niel-
sen 2002: 44). So überlagern sich ältere Stereotype– z.B. bezogen auf tür-
kischstämmigeArbeitsmigrantInnen–mitsolchen,dienachdenAnschlägen
vom11.Septemberneuzirkulierten,etwadieFigurdesmuslimischenTerro-
risten als ›Schläfer‹.DerBlick auf dieBeziehungenzwischenhistorischun-
terschiedlichweit zurück reichendenTraditionslinienderStereotypisierung
undAbwertung ist einKennzeichenvieler seithererschienenerStudien.
SchließlichbetontdieStudiemehrfachdiezentraleRollevon»visualiden-
tifiers« für Islamophobie.Solche seien etwa islamischeoder arabischeSym-
bole, »traditionellemuslimische Kleidung«, Turbane oder lange Bärte. Das
mitAbstandwichtigstevisuelleKennzeichensei jedochdas islamischeKopf-
tuch:»Thehijabseemstohavebecometheprimaryvisualidentifierasatarget
forhatred,withMuslimwomenbeing routinely abusedandattackedacross
those countries in theEUwhereMuslimwomen could be identified in this
way«(Allen/Nielsen2002:35).AufdieBedeutungvisuellerZeichenundinsbe-
sonderedieextremeAufladungdes islamischenKopftuchsals »derStoff aus
demKonflikte sind« (Berghahn/Rostock 2009: 9)wurde seither immerwie-
derhingewiesen.Siedrängtdie Frage indenVordergrund,werundwasals
›muslimisch‹identifiziertundzumZielvonAngriffenwird.ObdieseIdentifi-
kation›korrekt‹ ist, istdabeinebensächlich(Tyrer2013:57-59).Sowirdmehr-
fachvonÜbergriffenaufMenschenberichtet,diesichalsSikhidentifizieren,
einenTurbantragenundoffenbardeshalb fürMuslimegehaltenwurden(Al-
len/Nielsen2002:36).MitderBetonungvisuellerZeichenwirdalsonichtnur
die FragederSichtbarkeitmuslimischenLebens angesprochen, sondern ein
weiteres,dahinter liegendesProblemoffengelegt:Werundwasgilteigentlich
alsmuslimischbzw. islamisch?
DieEUMC-Studiewarals erstesgroßeseuropäischesForschungsprojekt
zu Islamophobie ein wichtiger Anstoß für die wissenschaftliche Befassung
mit demThemaund setzte Fragen auf die Forschungsagenda,die bis heute
dasFeldprägen.Siemachteaberauchdeutlich,dassdieForschungnochganz
amAnfang stand und sich einer Reihe von konzeptionellen, theoretischen
Im Namen der Emanzipation
Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Titel
- Im Namen der Emanzipation
- Untertitel
- Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Autor
- Benjamin Opratko
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4982-0
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 366
- Schlagwörter
- Rassismus, Österreich, Islam, Moslem, Fremdenfeindlichkeit, Religion
- Kategorien
- Weiteres Belletristik