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wegungen.ZwarsinddiesedreiGegenständeoftengmiteinanderverbunden,
die Forschungsliteratur konzentriert sich abermeist auf je einendavon.Sie
werdendaher imFolgendengetrenntvoneinanderdargestellt.
Die Dokumentation der Strategien und Netzwerke antimuslimischer
Gruppen hat sich insbesondere in denUSA in den letzten Jahren zu einem
lebendigen akademischen und publizistischen Genre entwickelt. Nathan
Lean prägte dafür das eingängige Schlagwort der ›Islamophobia Indus-
try‹. In dem gleichnamigen Buch identifiziert er diese als Netzwerk aus
PolitikerInnen, AktivistInnen, konservativen und christlich-evangelikalen
NGOs, Fernseh- und RadiomoderatorInnen sowie pro-israelischen Grup-
pen, die imWiderstand gegen die vermeintliche ›Islamisierung‹ der USA
gemeinsame Interesse erkennen und Ziele verfolgen. Lean nennt die Ak-
teurInnen eine »tight-knit and interconnected confederation of right-wing
fear merchants« (Lean 2012: 10). Durch gezielte Lobbyarbeit, Straßenmo-
bilisierungen und öffentlichkeitswirksame Kampagnen – in denen etwa
anti-islamische Botschaften als bezahlte Anzeigen auf Plakatwänden und
öffentlichen Verkehrsmitteln in den öffentlichen Raum getragen wurden
– sei es den AkteurInnen gelungen, Einfluss auf die US-amerikanische
Gesetzgebung auf Einzelstaats- und Bundesebene zu nehmen. Auch die
bundesstaatlichenÜberwachungs- undRepressionsmaßnahmen, die gegen
MuslimInnenimNamendernationalenSicherheitunddesKriegsgegenden
Terror durchgeführt wurden, führt Leanmaßgeblich auf den Einfluss der
›Islamophobia Industry‹ zurück.Sehrähnlichargumentiertdiemuslimische
Bürgerrechts-NGOCAIR (Council of American-Islamic Relations) in einem
2013veröffentlichten,umfangreichenReportmitdemTitel »LegislatingFear.
Islamophobiaand its Impact in theUnitedStates« (CAIR2013).DerBericht,
zudemauchLean als beratenderExperte beitrug, geht davonaus, dass ge-
genMuslimInnen gerichtete Politik undGesetzgebungmaßgeblich auf den
Einfluss dieserGruppen zurückzuführen sind.Gleiches gilt für eine Studie
der denDemokraten nahestehendenNGO ›Center for American Progress‹,
die ein einflussreiches islamophobesNetzwerk identifiziert, dasdieÖffent-
lichkeit systematisch indie Irre führeundantimuslimischeDesinformation
zu einem lukrativenGeschäftsmodell entwickelt habe (Ali et al. 2011: 5). Zu
der so in die Welt gesetzte Desinformation gehöre die Behauptung, der
Islamwäre keine Religion sondern eine (totalitäre) politische Ideologie; die
Gleichsetzung von islamistischem Extremismus mit dem Islam; die Dar-
stellungvonMuslimInnenalsTeil einerVerschwörungzurUnterwanderung
des Staates (etwa durch die Einführung der Shari’a); und die Unterstel-
Im Namen der Emanzipation
Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Titel
- Im Namen der Emanzipation
- Untertitel
- Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Autor
- Benjamin Opratko
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4982-0
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 366
- Schlagwörter
- Rassismus, Österreich, Islam, Moslem, Fremdenfeindlichkeit, Religion
- Kategorien
- Weiteres Belletristik