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3Â Â Â AntimuslimischerRassismusalsanalytischesKonzept 65
ckeln. SeineGrundthese ist, dass Islamophobie ein eigenständiges, von an-
derenFormenderDiskriminierung,AbwertungundUnterdrĂĽckung zudif-
ferenzierendes Phänomendarstellt unddaher einer eigenständigen theore-
tisch-konzeptionellenAusarbeitungbedarf.
AllensTheorie der Islamophobie verwirft die Unterscheidung zwischen
›open‹und ›closedviews‹des Islam.SeineKritikdaranwurde imvorherigen
Kapitel2vorgestelltundbrauchthiernichtwiederholtwerden.Entscheidend
istseinEinwand,dassdieAnalyseundKritikderIslamophobiesichnichtauf
die impliziteAnnahmeeinerkorrektenRepräsentationeines tendenziell po-
sitiv bewerteten Islambeziehendarf.ZugleichweiĂźAllen,nicht zuletzt auf-
grund seiner imRahmendesEUMCReports durchgefĂĽhrten Studien, dass
FragenderIdentifikation–welchePersonenwerdenalsmuslimischwahrge-
nommenundaufdieserGrundlagezueiner/einempotenziellBetroffenenvon
AbwertungoderDiskriminierung–entscheidend fürdieEntwicklungeines
tragfähigenIslamophobie-Begriffssind.InsoferngehtseineKonzeptionweit
ĂĽber jene der Vorurteilsforschung hinaus. Allen geht nicht davon aus, dass
MuslimInnenalsdistinkteGruppeansichexistieren, sondern inkludiertdie
KonstruktionderGruppeindieUntersuchungvonIslamophobieselbst.Mehr
noch,IslamophobiewirdvonAllenzuvorderstalsProduktionvonBedeutun-
gengefasst,durchdieverschiedene, in ihrer sozialen, religiösen,politischen
undkulturellenSelbstverortungunterschiedlicheMenschenzueinerĂĽberge-
ordneten IdentitätskategoriederMuslimInnenzusammengefasstundnega-
tivbewertetwerden.InsofernfasstAllenIslamophobiealsIdeologie.Erbezieht
sichdabeiaufdenSoziologenJohnB.Thompson,derIdeologie imAnschluss
an JürgenHabermasund inAbgrenzungvonmarxistischenund ›kritischen‹
Ideologietheorienals ›neutralen‹Begriffentwickelt (Thompson1990).Neutral
istdiese IdeologiekonzeptionfĂĽr Johnson,dasienichtaufeineVerkennung,
VerzerrungoderVerschleierunggegebenerSachverhalteverweist,ergokeine
AussagedarĂĽbertrifftobdasdieIdeologietragendeBewusstseinrichtigoder
falsch sei.Es handelt sich vielmehrumModi derRepräsentation,die in ih-
rerFunktionsweise›neutral‹analysiertwerdenkönnen.DieseKonzeptionhat
fürAllendenVorteil,dasser IslamophobiealsRepräsentationspraxisbegrei-
fen kann,ohneAussagenĂĽberCharakter undEigenschaftendes Islamoder
derMuslimInnentreffenzumĂĽssen.UmzuprĂĽfenobeineAussageoderDar-
stellungals islamophobzugeltenhat istesdemnachnichtnotwendig,sie ins
Verhältnis zu vermeintlich realen, adäquaten oder ›offenen‹ Aussagen oder
Darstellungenzusetzen.DamitentgehterderEssentialisierungsfalle,dieer
imRunnymede-Modell erkennt.Mankann, jamanmussĂĽber Islamophobie
Im Namen der Emanzipation
Antimuslimischer Rassismus in Ă–sterreich
- Titel
- Im Namen der Emanzipation
- Untertitel
- Antimuslimischer Rassismus in Ă–sterreich
- Autor
- Benjamin Opratko
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4982-0
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 366
- Schlagwörter
- Rassismus, Ă–sterreich, Islam, Moslem, Fremdenfeindlichkeit, Religion
- Kategorien
- Weiteres Belletristik