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sprechen,ohneetwasüber ›denIslam‹zusagen.DieseÜberlegungenführen
AllenzueinerumfangreichenneuenDefinitionvonIslamophobie,diesozu-
sammengefasstwerdenkann: Islamophobie ist eine Ideologie, inderMusli-
mInnenalsAnderekonstruiertundnegativbewertetwerden,unddieExklusi-
onspraxengegenüberMuslimInnen–»practicesthatdisadvantage,prejudice
ordiscriminate againstMuslimsand Islam in social, economic andpolitical
spheres«–zurFolgehat (Allen2010: 190).
Gegen dieses Verständnis von Islamophobie könnenmehrere Einwände
erhoben werden. So entgeht die ›neutrale‹ Ideologie-Konzeption Thomp-
sons zwar den Fallstricken einer naiv-realistischen Repräsentationstheorie,
die ›falschen‹ islamophoben ›richtige‹, d.h. wahrhaftige Darstellungen des
Islam entgegenstellen will. Sie setzt sich damit aber dem Vorwurf aus,
nicht zwischen in unterschiedlichem Maße adäquaten Repräsentationen
unterscheiden zukönnenund sichdadurchderMöglichkeit zurKritik kon-
kreter Ideologien zu berauben. Zudem verunmöglich ein strikt ›neutrales‹
Ideologiekonzept, Fragen nach der Funktionalität bestimmter Repräsenta-
tionen für existierendeMacht- undAusbeutungsverhältnisse zu stellenund
macht Interessen sozialer AkteurInnen tendenziell unsichtbar. Einweiteres
Problem ist, dass Allens umfassende Definition einerseits Islamophobie
als »ideology, similar in theory, function and purpose to racism and other
similarphenomena« (Allen2010: 190) begreift.ZugleichbestehtAllen jedoch
darauf, Islamophobie als eigenständiges Phänomen von Rassismus zu un-
terscheiden. Er wirft den AutorInnen des Runnymede-Reports ihr »failure
to differentiate between race and religion« vor (Allen 2010: 62) – eine Dif-
ferenzierung,die er für zentral hält »to differentiate between Islamophobia
andother similar phenomenabaseduponmarkers of race, ethnicity and so
on« (Allen 2010: 63). DenBegriff des Rassismus reserviert er für jene Fälle,
in denen explizit auf ethnische oder ›racial‹ Kategorien Bezug genommen
wird.DieTrennungvon IslamophobieundRassismuswirdhier also anders
begründet als in der sozialpsychologisch orientierten Vorurteilsforschung.
Allen bezieht – anders als etwa das GMF-Projekt – den Prozess der Kon-
struktion von »markers of Islamic-ness or Muslim-ness« (Allen 2010: 59)
in seine Gegenstandsgewinnung mit ein und geht nicht von Rassismus
und Islamophobie vorgängigen Gruppenidentitäten aus. Trotzdem beharrt
er darauf, dass ein qualitativer Unterschied zwischen der islamophoben
Konstruktion von ›muslimischen Anderen‹ und der rassistischenKonstruk-
tion von ›Anderen‹ auf Basis vonHerkunft, Ethnizität oder ›race‹ besteht.
Um diese Unterscheidung zu begründen ist Allen genötigt, ›Muslimness‹
Im Namen der Emanzipation
Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Titel
- Im Namen der Emanzipation
- Untertitel
- Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Autor
- Benjamin Opratko
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4982-0
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 366
- Schlagwörter
- Rassismus, Österreich, Islam, Moslem, Fremdenfeindlichkeit, Religion
- Kategorien
- Weiteres Belletristik