Seite - 82 - in Im Namen der Emanzipation - Antimuslimischer Rassismus in Österreich
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82 ImNamenderEmanzipation
rInnenalsbiologisch,kulturellodersonstwieverallgemeinerndminderwertig
konstruiere,handeltessichnichtumrassistischeVeranderung.Wennjemand
dasdochtut,etwawenndergegnerischeVereinals ›jüdisch‹konstruiertund
soabgewertetwird,handelt es sich sehrwohlumrassistischeVeranderung,
kannals solcheanalysiertundkritisiertwerden.
3.5.3 Rassismuserfüllt gesellschaftlicheFunktionen
EinekritischeTheoriedesRassismusstellt–dieskönnenwiralsdrittesKern-
theoremidentifizieren–dieFragenachderFunktionalitätdesRassismusfür
eine gegebene gesellschaftlicheOrdnung. ImanAttia formuliert diese Posi-
tionhinsichtlichdes antimuslimischenRassismusunmissverständlich: »Die
Essenzialisierung [vonalsmuslimischmarkiertenMenschen]hat eineFunk-
tion,undzwarInteressendurchzusetzen;diesgeschiehtnotwendigauseiner
Machtpositionherausundzieltauf ihreSicherung« (Attia2013b: 14). ImZen-
trum steht dabei dieThese, dass der antimuslimische Rassismus – ebenso
wie andereRassismen–Gemeinschaft stiftet. Seine »integrierende Funkti-
on« (Shooman 2014a: 51) ist nicht bloß symbolisch, sondern ruht auf einer
strukturellungleichenVerteilungvonRessourcen,ChancenundRechtenauf:
JeneMenschen,dienichtalsmuslimischmarkiertwerden,werdendemnach
durchdenantimuslimischenRassismusprivilegiert.AttiabringtdieFunkti-
onsweisedesantimuslimischenRassismusentsprechendaufdieFormel»Pri-
vilegien sichernundnationale Identität revitalisieren« (Attia 2013b: 12).Ge-
naubetrachtethandelt es sichumdreimiteinanderverknüpfte,aberseparat
zu behandelnde, Argumente, durch die die Funktionalität des gegenwärti-
genantimuslimischenRassismuserklärtwerden soll.Das erste bezieht sich
aufdieLegitimierungsozialerUngleichheitzwischenMuslimInnenundNicht-
MuslimInnen.MuslimInnensindüberproportional vonDiskriminierungbe-
troffenundvomZugangzuökonomischen,politischenundkulturellenRes-
sourcen ausgeschlossen. Die relative Verteilung dieser Ressourcen und die
unterschiedlicheBetroffenheit vonDiskriminierungwerdendannals sozia-
les Verhältnis zwischen Privilegierten undNicht-Privilegierten und der an-
timuslimischeRassismusalsRechtfertigungdiesesVerhältnissesaufgefasst.
NiedrigesEinkommensniveauundSchulbildungwerdendannetwa,soShoo-
man,aufdiemuslimische Identitätzurückgeführt:
»Das Narrativ eines bildungshemmenden Islams, der für die angebliche
Rückständigkeit vonMusliminnenundMuslimenzuständig sei, findet sich
Im Namen der Emanzipation
Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Titel
- Im Namen der Emanzipation
- Untertitel
- Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Autor
- Benjamin Opratko
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4982-0
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 366
- Schlagwörter
- Rassismus, Österreich, Islam, Moslem, Fremdenfeindlichkeit, Religion
- Kategorien
- Weiteres Belletristik