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3 AntimuslimischerRassismusalsanalytischesKonzept 83
bereits in kolonialistischenDiskursen. Diese vermeintliche Kausalität von
islamischem Glauben und Unfähigkeit zu geistiger Leistung und damit
Produktivitätwird ingegenwärtigenDiskursenmitneuerFunktionaktuali-
siert,wennesdarumgeht,die sozioökonomischeMarginalisierungvonals
Muslimenmarkierten Menschen in westeuropäischen Einwanderungsge-
sellschaftenderMinderheitselbstanzulasten.WieandereRassismenauch,
erfüllt der antimuslimischeRassismus sounter anderemdie Funktion, ge-
sellschaftlicheUngleichheitenzuerklärenundzurechtfertigen.«(Shooman
2014a:222)
DaszweiteArgumentbezieht sichaufdieKonstruktioneinesSelbstbildesdurch
denantimuslimischenRassismus.InHinblickaufdieBundesrepublikformu-
liertAttia,Rassismushabe»dieFunktion,einenationale Identität zurevita-
lisieren, imZusammenhangmit dem antimuslimischen Rassismus geht es
zentraldarum,sichder jüngstendeutschenGeschichtezuentledigenundei-
nepositivehistorischeIdentitätzukonstruieren« (Attia2013b: 12).Attiastellt
die deutscheGesellschaft als fragil sowie als durchdenNationalsozialismus
eines positiven Bezugs auf die eigeneNation beraubt dar. DieHerstellung
einer nationalen deutschen Identität sei deshalb auf ein »konstitutives Au-
ßen, den Islam« (Attia 2013b: 13) angewiesen. Shooman fokussiert weniger
auf die SonderrolleDeutschlands sondern konstatiert, dass »dasThema Is-
lamundMuslim_inneneine integrierendeFunktionbei derAnrufungeiner
gemeinsameneuropäischen Identität zubesitzen [scheint]« (Shooman2011:
67).Zudemhabedie»Ethnisierungbzw.KulturalisierungsozialerProbleme«
eineEntlastungsfunktionfürdieGesellschaft:»NichtdieVersäumnisseinder
Integrations-,Bildungs-undSozialpolitikwerdenfürdieJugendarbeitslosig-
keit verantwortlich gemacht, sonderndie ›fremde‹ (islamische)Kultur dient
als Erklärungsmuster, wodurch das Problem nach außen verlagert werden
kann« (Shooman 2014a: 70). Eine dritte Variante des Arguments findenwir
vor allem inAttias 2009 veröffentlichtenMonografie »Die ›westlicheKultur‹
und ihrAnderes«:
»MitHilfe›desIslam‹[…]wirddieNotwendigkeiteinerinnerenEinheitdamit
begründet,dass ›dasEigene‹bedrohtwerde.Damitwerdensowohl interna-
tionaleundnationalistischePolitikengerechtfertigt (militärischeÜbergrif-
fe, ErschwerenvonEinbürgerung), als auch inneregegenhegemonialeDis-
kurseeingeordnetbzw.ausgesondert (EinverleibungoderAusgrenzungso-
zialerBewegungen).« (Attia2009:153)
Im Namen der Emanzipation
Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Titel
- Im Namen der Emanzipation
- Untertitel
- Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Autor
- Benjamin Opratko
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4982-0
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 366
- Schlagwörter
- Rassismus, Österreich, Islam, Moslem, Fremdenfeindlichkeit, Religion
- Kategorien
- Weiteres Belletristik