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3 AntimuslimischerRassismusalsanalytischesKonzept 89
textenunterschiedlichkategorisiert, ihreKörperebenverschiedengelesen–
als ›white‹, ›black‹, ›brown‹, ›Arab‹, ›Asian‹ etc.Zwar entstanden imKontext
globalerMaßnahmengegen islamistisch begründetenTerrorismus– inBe-
griffenderRacial FormationTheorygesprochen–»racial projects«,die etwa
arabisch-amerikanische oderMenschen südasiatischerHerkunft als Teil ei-
ner »newpoliticsofbrown«rassifizieren–nachMehdiSemati »aprocessof
racializationandaredefinitionofbrownfromanexoticOthertoasignifierof
potential terror« (Semati2010:257).DochdaringehtdieKategorieder ›Mus-
limness‹ sicherlichnichtauf.MehrnochwirktdiestrikteVerschränkungvon
Rassismus,Rassifizierung und ›race‹mit Visualität undKörperlichkeit,wie
sie in der Racial FormationTheory angelegt ist, in vielen europäischenGe-
sellschaftenalsHindernis,umdie imantimuslimischenRassismusangeleg-
tenDifferenzkonstruktionenangemessenverstehenzukönnen.EineTheorie,
die ›race‹ axiomatischals ›master category‹, einführt kannnicht einfachzur
Analyse antimuslimischer Phänomene eingesetztwerden, die gerade durch
dieAbwesenheitdieserKategoriegeprägt sind.
Gilt dieseDiagnose auch für Rassifizierungs-Theorien, die sich auf Ro-
bertMiles’AusarbeitungdesKonzeptesberufen?AufdenerstenBlickscheint
dessenAusarbeitunggeeigneter fürdieAnalyse vonantimuslimischemRas-
sismus zu sein.WährendOmi undWinant darauf bestehen, ›race‹ als ana-
lytischeKategorie insZentrumzu stellen,willMiles dasGegenteil: Er kriti-
siertKonzepte,diedavonausgehen,dass»diePräsenzdes›Rassen‹-Diskurses
[…]eineVorbedingungdafür [ist], vonRassismussprechenzukönnen«; sein
explizites Anliegen ist, »diese begriffliche Verbindung zwischen Rassismus
und›Rassen‹-Diskursaufzubrechen«(Miles1992:93).Jene,diedenBegriffder
›Rasse‹/›race‹ als analytischeKategorie beibehaltenwollen, trügendazubei,
»dasLebeneiner Ideen[zu]verlänger[n],dieein füralleMalaufdenSchutt-
haufenderanalytischnutzlosenBegriffegeworfenwerdensollte« (Miles1992:
97).Während›racialization‹und›race‹beiOmiundWinantkomplementäreBe-
griffe sind,vondenenderersteaufdenProzesscharakter,derzweiteaufdas
ErgebnisdiesesProzesses verweist (homolog verhalten sichdieBegriffe ›ra-
cialproject‹und›racial formation‹zueinander),setztMiles ›racialization‹an-
stellevon ›race‹ein.DievonMilesangestrebteEntkoppelungvon ›Rassismus‹
und ›Rassendiskurs‹ führt ihn dazu, Prozesse der Rassifizierung auch dort
zuidentifizieren,wodasWort ›Rasse‹keineoperativeDifferenzkategorie ist.
MilesdefiniertRassifizierungalsProzess, indem
Im Namen der Emanzipation
Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Titel
- Im Namen der Emanzipation
- Untertitel
- Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Autor
- Benjamin Opratko
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4982-0
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 366
- Schlagwörter
- Rassismus, Österreich, Islam, Moslem, Fremdenfeindlichkeit, Religion
- Kategorien
- Weiteres Belletristik