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Zivilgesellschaft) umfasst,wie PeterThomas (2009: 226) zusammenfasst, »a
wide-ranging series of articulated institutions (understood in the broadest
sense)andpractices—fromnewspapers toeducationalorganisations topoli-
ticalparties—bymeansofwhichaclassanditsalliesengagetheiropponents
inastruggle forpoliticalpower«.
Diese erste Annäherung an den Begriff der Hegemonie soll keine voll-
ständigeRekonstruktiondesGramsci’schenDenkensbieten,sonderndiePro-
blematikdarstellen, inderGramscidasKonzeptderHegemonie entwickelt.
Sie ist derAusgangspunkt,umzuprüfen, inwieferndie von ihmentwickel-
tenBegriffe einegesellschaftstheoretischeEinbettungkritischerRassismus-
analyse erlauben.Dafürwerde ich zunächst aufGramscis Bemerkungen zu
historischen und zeitgenössischen Formen des Rassismus eingehen.Daran
anschließendwerdenBegriffe vorgestellt, die nachmeiner Lesart nicht nur
tragendeSäulenderHegemonietheoriedarstellen,sondernauchfüreinehe-
gemonietheoretischorientierteRassismusanalysezentraleBedeutunghaben.
NebendemKonzeptderHegemonieundderSubalternität sinddiesderBegriff
desAlltagsverstands, die Konzeption des Staates in seiner integralen Bedeu-
tung als Zusammenhang vonZivilgesellschaft undpolitischerGesellschaft sowie
diekritischeUmarbeitungdersozialenKategorieder Intellektuellen.
4.2.1 GramscisRassismusanalyse:dieFragedesSüdens
DassGramsci gerade inden späten 1970erund frühen 1980er Jahren fürdie
Rassismusdiskussion bedeutsamwurde, ist keinZufall.Der rassismustheo-
retische Bezug war Teil einer ersten Hochkonjunktur der internationalen
Gramsci-Rezeption. Gramsci wurde im Kontext der ›Neuen Linken‹ nach
1968 als heterodoxermarxistischerDenker entdeckt, frei vomKainsmal des
Stalinismusund interessiert anFragendesAlltags undderKultur, die auch
die sozialen Bewegungen jener Zeit umtrieben. Mit dem Erscheinen der
vonQuintinHoare undGeorgeNowell Smith herausgegebenen »Selections
fromthePrisonNotebooks« (Gramsci 1971)wurdenTeilederGefängnishefte
erstmals einer breitennicht-italienischsprachigenÖffentlichkeit zugänglich
gemacht.DieVeröffentlichungbeförderteeinenregelrechtenGramsci-Boom
(vgl. Eley 1984). Zugleich präsentierte sie jedoch auch eine spezifische Aus-
wahl, basierend auf der Zusammenstellung des ehemaligen Mitstreiters
Gramscis und Vorsitzenden der Italienischen Kommunistischen Partei ab
1947,PalmiroTogliatti.Zwarexistierteseit1975einekritischeGesamtausgabe
auf italienisch, doch die wenigsten jener, die Gramsci ›anwendungsorien-
Im Namen der Emanzipation
Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Titel
- Im Namen der Emanzipation
- Untertitel
- Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Autor
- Benjamin Opratko
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4982-0
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 366
- Schlagwörter
- Rassismus, Österreich, Islam, Moslem, Fremdenfeindlichkeit, Religion
- Kategorien
- Weiteres Belletristik