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4 GrundlageneinerhegemonietheoretischenRassismusanalyse 161
gewonnenenDaten analysieren (Buckel et al. 2014: 56). Christoph Scherrer
wiederumbezieht sich auf demoskopischeDaten, umdie Zustimmungder
US-amerikanischen Bevölkerung zu Freihandelspolitiken zu untersuchen–
unddarausRückschlüsseaufdiehegemonialeQualitätneoliberalerHandels-
politik zu ziehen (Scherrer 1999, 2007). Und schließlich existieren Beispiele
imFeldderAnthropologieundEthnologie,diehegemonietheoretischeÜber-
legungenmitethnographischenMethoden–insbesondereteilnehmendeBe-
obachtung und Tiefeninterviews– verbinden, um lokale Prozesse der Aus-
beutung, Unterdrückung, Vereinnahmung sowie desWiderstands dagegen
nachzuvollziehen (vgl.Crehan2002;Sutter2017;Youkhana/Sutter2017).
Es existieren also unterschiedliche Ansätze, umHegemonie empirisch
fassbarzumachen,diemit jeunterschiedlichenVorteilenundEinschränkun-
geneinhergehenundunterschiedlichePerspektivenaufHegemonieeröffnen.
Sie können vereinfacht auf einemKontinuum zwischen zwei Polen darge-
stellt werden. Auf der einen Seite findenwir Ansätze, dieHegemonie eher
als stabile gesellschaftlicheKonfiguration sehen.Sie stellendieFrage inden
Vordergrund, »inwieweit politische Entscheidungen auf einer aktiven oder
passiven Zustimmung der Bevölkerung basieren« (Scherrer 2007: 80).Hier
wird stark auf die Untersuchung ›statischer‹ (Text-)Quellen gesetzt, um zu
untersuchen inwiefern einebestimmtePolitik als ›hegemonial‹ geltenkann,
wie starkoder schwachdieHegemonie ausgeprägt ist etc.AlsBeispiel kann
hierChristophScherrersIntegrationvonUmfragedateninseinehegemonie-
theoretisch angeleitete Studie zur Freihandelspolitik derUSAgenanntwer-
den(Scherrer1999).AufderanderenSeitestehenjeneArbeiten,dieHegemo-
nieinersterLinieals(konfliktiven)Prozessverstehenunduntersuchen,wiein
einerbestimmtenKonjunkturumFührunggerungenwird.Wichtig istnicht
inersterLinie,obHegemoniestarkoderschwach,Zustimmungaktiv,passiv
oder absent ist, sondernwelche konkurrierenden sinn-undgemeinschafts-
stiftendenFormenimAlltagsverstandmiteinanderkonkurrierenundwelche
gesellschaftlichenKonflikteundWidersprüchedurch sie bearbeitetwerden.
MethodischgreifensolcheAnsätzeeheraufInterviews,Gruppendiskussionen
oder teilnehmendeBeobachtung zurück, die es ermöglich, subjektive Sinn-
zusammenhänge zu rekonstruieren, sowie auf teilnehmende Beobachtung.
Wir finden solche Ansätze eher in der Anthropologie und Ethnologie (vgl.
Smith 2007). Arbeiten imAnschluss an die britischenCultural Studies ent-
wickeltwurden,könnenindieserHinsichtzwischendenbeidenPolenveror-
tetewerden.DievorliegendeArbeitverortetsichindiesemKontinuumnäher
amzweitenPol.SieuntersuchtHegemonie,wieGavinSmith (2007: 223-224)
Im Namen der Emanzipation
Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Titel
- Im Namen der Emanzipation
- Untertitel
- Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Autor
- Benjamin Opratko
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4982-0
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 366
- Schlagwörter
- Rassismus, Österreich, Islam, Moslem, Fremdenfeindlichkeit, Religion
- Kategorien
- Weiteres Belletristik