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5.2 TopoidermuslimischenFrage
Diesem Abschnitt liegt die Annahme zugrunde, dass der Islam als ›Dis-
kursfeld‹ (Halm 2008) sowie der/die muslimische Andere als abstrakte
Figur gegenwärtig einen Knotenpunkt gesellschaftlicherMachtverhältnisse
und -kämpfe bilden. Oder, wie es ein befragter Journalist in einem In-
terview formulierte: »›Islam gleich Problem‹ – das ist sicher 90 Prozent
der Berichterstattung« (F1m).Dieser Konstellation versucht der Begriff der
›muslimischen Frage‹ (›Muslim Question‹) Rechnung zu tragen. Er wurde
vonAnneNorton (2013),SaraFarris (2014)undSchirinAmir-Moazami (2016)
indie rezenteakademischeDebatteeingebracht.DiemuslimischeFragesei,
so Anne Norton, »the knot where the politics of class, sex, and sexuality,
of culture, race, and ethnicity are entangled; the site where structures of
hierarchy and subordination are anchored« (Norton 2013: 228). So wie in
der zweitenHälfte des 19. Jahrhunderts anhand der »Judenfrage« zentrale
gesellschaftspolitische Konflikte verhandelt wurden, sei diesmit »figure of
theMuslim«der Fall (Norton2013: 2).Kritischgewendet soll derBegriff die
Problematisierung der muslimischen Präsenz in Europa selbst problema-
tisieren und zu fragen, »what the discursive construction of the Muslims
as the problem discloses about Europe and European-ness« (Vakil 2013: 8)
ZweckdiesesKapitels ist,dasDiskursfelddermuslimischenFragezuordnen
unddiedabei entstehendenUmrissemitErgebnissenexistierenderStudien
zu antimuslimischem Rassismus bzw. Islamophobie zu kontrastieren. In
welchen Kontexten, im Zusammenhangmit welchenThemen, Ereignissen
oderProblementauchtdie ›muslimischeFrage‹auf? Insgesamtfünfzentrale
Topoikonntendabei identifiziertwerden.
5.2.1 »…unddas findethaltalles indermuslimischenWelt statt«:
derToposKriegundTerror
EinbesondershäufiggenannterinhaltlicherZusammenhang,indemBericht-
erstattung über IslamundMuslime verortet wird, ist Krieg und Terror. An
insgesamt55Stellen inden InterviewswurdenEreignisseoderAkteurInnen
aufgerufen,die diesemTopos zugerechnetwerdenkönnen, er kommt in je-
demInterviewvor.Dabei ist es nicht nurdieAnzahl derErwähnungen,die
diesenToposbesonders bedeutsammacht, sondern auchdieTatsache,dass
er besonders oft danngenanntwird,wennnachdemausSicht des/derBe-
fragtenhäufigstenoderbedeutsamstenZusammenhanggefragtwird.Exem-
Im Namen der Emanzipation
Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Titel
- Im Namen der Emanzipation
- Untertitel
- Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Autor
- Benjamin Opratko
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4982-0
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 366
- Schlagwörter
- Rassismus, Österreich, Islam, Moslem, Fremdenfeindlichkeit, Religion
- Kategorien
- Weiteres Belletristik