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170 ImNamenderEmanzipation
Frage,seitwannihrerAnsichtnachdasThemainMedien,PolitikundÖffent-
lichkeitanBedeutunggewonnenhabe,antwortetesie:»Alsoichwürdesagen,
es istnicht seit fünf Jahren, sonderndas sagenglaub ich,alsodas sindauch
wissenschaftlicheStudien,diesagenseit9/11hatsichdasgeändert«(G1f).Zu-
gleichbetontenmehrereBefragte,dassdieAttentate2001zwareinenBruch
darstellten,dieVerknüpfungvonMuslimInnenmitTerror,KriegundExtre-
mismus aber auch schon zuvorwirksamwar: »Ichhab’ nicht denEindruck,
dass das imZuge von 9/11 passiert ist, ich glaub, daswar schon vorher. Ich
glaub’,9/11hatdaserst verstärkt« (J2f).
Die hier vorgestellten Beobachtungen der JournalistInnen decken sich
weitgehend mit den Befunden der wissenschaftlichen Literatur zum Is-
lambild in Europa und Nordamerika nach 9/11. Dass die Anschläge eine
Ausweitung,VerstärkungundVerschärfung antimuslimischerDiskurse zur
Folgehatten,istebensowenigumstrittenwiedieTatsache,dassdieserEffekt
historischweiter zurückreichendeDiskursfelder zur Grundlage hatte. Eine
zentraleThese in diesemZusammenhang ist, dass die Anschläge von 2001
als Katalysator einer geopolitischen Dynamik wirkten, die ihren Ausgang
bereitsAnfangder 1990er Jahregenommenhabe.Demnachhätte ›der Islam‹
nachEndedesKaltenKrieges jeneRolle als global projiziertes Feindbilddes
Westenseingenommen,diezuvorderSowjetunionunddemKommunismus
zugekommenwar.ProminentenAusdruckverschafftedieserPositionSamuel
P.Huntington,Politikwissenschaftlerundgroßerorganischer Intellektueller
der US-amerikanischen Geopolitik, in seiner These vom »Clash of Civili-
zations« (Huntington 1993, 1996). Der Islam galt ihm als »ideal enemy […],
ideologically hostile, racially and culturally different, andmilitarily strong
enough to pose a credible threat to American security« (Huntington 2004:
262). Der 11. September 2001 schien HuntingtonsThese zu bestätigen, er
»lieferte dann den endgültigen Beweis für den auf planetarischer Ebene
entbrannten ›KampfderKulturen‹unddendahernotwendigen,weltweit zu
führenden ›KrieggegendenTerror‹« (Ruf2010: 124).
Imhier als ›Terror undKrieg‹ zusammengefassten Topos dermuslimi-
schenFragebündeln sichalsoDiskurselemente ausunterschiedlichenWelt-
regionenundhistorischenEpochen.Ein Journalist nannte in die Affäre um
die Fatwa gegen den Schriftsteller Salman Rushdie 1989 (J1m), ein anderer
stellteeinenoch längerzurückreichendeKontinuitäther:
»Also eigentlichmussmanbis auf denerstenGolfkrieg zurückgehen.Vor-
herwareigentlichnurder Israel-Konflikt,deraberdochein regionalerwar,
Im Namen der Emanzipation
Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Titel
- Im Namen der Emanzipation
- Untertitel
- Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Autor
- Benjamin Opratko
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4982-0
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 366
- Schlagwörter
- Rassismus, Österreich, Islam, Moslem, Fremdenfeindlichkeit, Religion
- Kategorien
- Weiteres Belletristik