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und markiert. Für Österreich stehen vergleichbare Studien noch aus, die
Einschätzung der JournalistInnen bestärkt aber die naheliegende Vermu-
tung, dass Österreich hier keine Ausnahme darstellt. In den Interviews
wird die »Muslimisierung der Muslime« (Amir-Moazami 2016: 21) für Ös-
terreich jedenfalls in einen engenZusammenhangmit denAnschlägen vom
11. September 2001 und demThemenkomplex Krieg und Terror insgesamt
gestellt.
Bemerkenswert ist, dass dieDämonisierung vonMuslimInnen von den
befragten JournalistInnenhierals einProblemgesehenwird.Wennüberdie
Verknüpfung vonMuslimInnen inÖsterreichmit Krieg undTerror gespro-
chenwird,dannfastausschließlichdort,wodieBefragtenihrErfahrungswis-
senoder ihrExpertInnenwissendarlegen.WosubjektivesWissen abgefragt
wird, spielt der Topos eine untergeordnete Rolle. Dass »der Islam an sich«
hiervorOrt »alswasBedrohlichesgesehenwird« (J2f),wirdaufEntwicklun-
genzurückgeführt,aufdiehier lebendeMuslimInnenkeinenEinflusshaben.
Eine interviewte Journalistin bringt diese Tatsache in kritischerAbsicht zur
Sprache:
»Ichmeine,zumeinen istes sichereineEntwicklung,diesich international
vollzieht.DassdieradikalenMuslime,alsodassRadikaleundMuslime,dass
dasimmerineinemDoppelpackgesehenwirdunddassderIslamansichals
etwasBedrohlichesempfundenwird,das ist jaeineEntwicklung,dienicht
inÖsterreichgeboren ist undwoÖsterreich, glaube ich, einfachmitmacht
undsichnichtabkapselnkann.«(J2f)
Eine andereBefragte bringt das auf ähnlicheWeise zumAusdruck.Auf die
Frage, inwelchemZusammenhangdasThema IslamundMuslimeamhäu-
figstenauftauche,antwortet sie:
»Es ist das vorherrschendepolitische Thema.Weil ja in Irak, Afghanistan,
Syrien, Israel, Palästina, undmankönntedas jetzt fortführen,Krieg, bluti-
geAuseinandersetzungenstattfinden…unddasfindethaltallesindermus-
limischenWelt statt. Undnach 9/11 sowiesodas einenganz anderen Stel-
lenwertbekommenhatundjetzt,wiemansieht,gehtdas jaweiter:Charlie
Hebdo inParis, alsohauptsächlich inderpolitischenBerichterstattungna-
türlich, unddas färbtdannhalt natürlichauf (Seufzen)das Imageundauf
dieoftauchstereotypeBeschreibungvonMuslimen,dieauchbeiunsleben,
ab.« (D1f)
Im Namen der Emanzipation
Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Titel
- Im Namen der Emanzipation
- Untertitel
- Antimuslimischer Rassismus in Österreich
- Autor
- Benjamin Opratko
- Verlag
- transcript Verlag
- Ort
- Bielefeld
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-4982-0
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 366
- Schlagwörter
- Rassismus, Österreich, Islam, Moslem, Fremdenfeindlichkeit, Religion
- Kategorien
- Weiteres Belletristik